Zum Abschluss eine Millionen-Show mit Haken
Am Freitag erlebte Wien Modern im Konzerthaus ein doppeltes Finale. Zum Ende des Festivals für zeitgenössische Musik wurde die siebente und letzte Folge von Bernhard Ganders Sitcom-Oper uraufgeführt.
"Das Leben am Rande der Milchstraße", so der Titel, ist ungemütlich geworden. Noch immer wird im Europäischen Büro für Zukunft (EBF) evaluiert. Was nicht mehr zu vertuschen ist: Der Think-Tank ist pleite. "Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt!" brummt Bürochef Jürgen Oder (Nicholas Isherwood) bedeutungsschwer. Dazu verfinstert ein isländischer Vulkan die Gesamtsituation. Das EBF steht allegorisch für den Zustand der EU.
Nun will sich EU-Prüfer Leo Bloom (Benjamin Appl) mit den Millionen einer Erbtante zum Retter aufschwingen. Doch mehr an Vision hat er nicht, und muss bekennen: "Ihr seid meine schrecklich nette Familie!"
Szenenfotos: Das Who-is-Who im EBF
Das alles hätte ein knackiges Finale ergeben können: Mit der gut gecasteten, von Bass bis Countertenor blendend disponierten, schrägen Office-Family. Mit dem Ensemble Phace (Leitung: Simeon Pironkoff), dessen ironisierende, rhythmisch akzentuierte Crossover-Musik noch mehr Präsenz verdient hätte.
Haken
Doch leider hat nicht nur die Erbschaft, sondern auch diese ambitionierte Musiktheater-Produktion einen Haken: Zuvorderst die mangelnde Bühnentechnik im Berio-Saal, die eine kaum zupackende Regie (Nicola Raab) mit gewissem Werkstatt-Charakter zu überspielen versucht. So ist am Ende etwa unklar, dass es schon zu Ende ist.
Reif für eine Fortsetzung? In der Welt der TV-Sitcom-Profis gäbe es wohl keine.
KURIER-Wertung:
TIPP: Die Sitcom-Oper "Das Leben am Rande der Milchstraße" wird in der Sendereihe "Zeit-Ton" auf Radio Ö 1 gesendet. Folge 4 läuft am 24.11.2014 um 23:03 Uhr. Folge 7 ("Eine Million kommt selten allein") am 22.12.
Umfangreiche Infos zum Projekt, mit fiktiven Biografien zu den Figuren, finden Sie auf www.wienmodern.at.
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