Ein waches Fotografen-Auge sammelt die Bilder der Stadt

Ein waches Fotografen-Auge sammelt die Bilder der Stadt
Reinhard Mandls Kamera-Streifzüge durch Wien sind als Ausstellung und in Buchform zu erleben.

In den Städten der Welt wurde vielleicht noch nie so viel fotografiert wie heute – und doch scheint der "Street Photographer", der mit seiner Kamera die Stadt durchstreift und das Leben festhält, ein Wesen aus einer anderen Zeit zu sein. Wir haben heute zwar alle eine Handykamera dabei – aber wir haben es auch alle sehr, sehr eilig.

Reinhard Mandls Projekt "Wien.Blicke", das bis 4. Oktober im Wiener MUSA ausgestellt ist und auch in Buchform vorliegt (Ambra Verlag, 24,27 €), stellt sich ganz bewusst in die Tradition klassischer Großstadtdokumentationen. Zwar folgte das Projekt, das sich über sieben Jahre hinzog, einem Konzept: Mandl definierte Start- und Zielpunkte seiner Erkundungen mit dem Straßenatlas, wanderte von der Abbégasse zum Baaderwiesenweg, von der Ybbsstraße in die Zachgasse. Seine Bilder – eine Auswahl aus insgesamt 18.000 Fotos – lassen aber weniger auf dieses Prozedere als auf seinen wachen, interessierten Blick schließen. Mandl fotografierte Mülltonnen und verlorene Handschuhe ebenso wie Menschen, Schriftzüge und Street-Art-Kunstwerke – alles, was die Stadt mit Bedeutung auflädt, fing seine Aufmerksamkeit. Einen klaren Stil ergibt das nicht unbedingt. Doch was sich durch alle Bilder zieht, ist das Bewusstsein, dass das, was der Stadt Bedeutung gibt, flüchtig ist. Wien muss stets neu erfunden werden, das Erfundene will dokumentiert sein: Es muss solche Bilder immer wieder geben.

Info: Bis 4. 10., MUSA, Felderstraße 6–8 (neben dem Rathaus), Di.–Fr. 11–18 Uhr, Sa. 11–16 Uhr. www.musa.at

Fotos der Ausstellung

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