Wie Johannes Heesters zum Danilo wurde

Wie Johannes Heesters zum Danilo wurde
Kleiner Nachtrag zum Nachruf: Der Lebemann im Maxim war seine große Rolle. Als er 100 war, erzählte er Georg Markus, wie es dazu kam.

Er war damals noch recht jung – nämlich 100 –, als im Wiener Konzerthaus aus eben diesem Anlass eine Gala gegeben wurde. Heesters sang seine großen Lieder, ich durfte moderieren und ihn über sein Leben befragen. Nachdem er unter donnerndem Applaus „Heut geh ich ins Maxim“ gesungen hatte, kamen wir klarerweise auf den Danilo in der „Lustigen Witwe“ zu sprechen. Und da erfuhr ich zu meiner Überraschung, dass er die Rolle seines Lebens nicht etwa bekommen hat, weil sie ihm auf den Leib geschrieben schien, sondern aus Zufall.

„Ich stand 1938 bei der Ufa im Vertrag“, begann er, „da erhielt ich das Angebot, in Amsterdam, am Theater von Direktor Fritz Hirsch, zu spielen. Ich sagte zu und nahm mir bei der Ufa Urlaub.“

Als Heesters nach Berlin zurückkehrte, wurde er zu Propagandaminister Goebbels gerufen, der ihm vorhielt, in Holland für einen jüdischen Direktor gespielt zu haben. Und Heesters wurde vorerst für weitere Dreharbeiten der Ufa-Filmproduktion gesperrt.

Zusage

„Nicht gesperrt war ich für die Bühne. Und gerade jetzt wurde ich gefragt, ob ich am Münchner Gärtnerplatztheater den Danilo spielen würde. Ich hätte die Rolle nicht angenommen, wäre ich bei der Ufa gewesen, aber in dieser Situation war’s mir gerade recht, und ich sagte zu.“

So wurde Heesters zum Danilo, den er dann auch im Krieg Hunderte Male spielte. Die Perversion, in einer Zeit, in der Millionen Menschen ermordet und dahingeschlachtet wurden, als Danilo gute Laune zu verbreiten, hat Heesters zu spät erkannt – und letztlich nicht die Konsequenzen gezogen. Einmal sollte er als Danilo dem Irrsinn dieses Regimes sehr nahe kommen. „Hitler kam immer wieder ins Theater, um mich als Danilo zu sehen, insgesamt sieben Mal, auch weil die ,Lustige Witwe’ seine Lieblingsoperette war. Ich dachte mir noch: Hat denn der Mann nichts Besseres zu tun?“

 

 

Hitler als Danilo

Eines Abends wurde Heesters endlich die ganze Lächerlichkeit des „Führers“ klar, als dessen Haushälterin, Frau Winter, zu ihm sagte: „Herr Heesters, ich hab wieder was mitgemacht mit dem Chef. Nach der letzten Vorstellung mit Ihnen hat er sich zu Hause vor den Spiegel gestellt, den Zylinder aufgesetzt, sich einen Schal umgeworfen und mich gefragt: ,Na, Frau Winter, was sagen Sie? Bin ich vielleicht kein Danilo?’“ Ach, wär er nur einer gewesen!

 

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Bilder

  • Hintergrund

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare