Wie eine Ziehharmonika, die sich mit viel Liebe öffnet
So angenehm, wie Walter Grond über die Liebe schreibt ... So existenziell. So essenziell.
Er flüstert, damit man sich nicht zusätzlich schreckt. Denn die Liebe in diesen drei miteinander aus verwandtschaftlichen Gründen verflochtenen Erzählungen ist durch Krieg bestimmt, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, zuletzt Afghanistan.
Trotzdem besteht Hoffnung; wegen der Liebe.
Aber das kann man nicht laut sagen, denn vielleicht stimmt’s ja doch nicht.
Jale, Sophie, Rita
Bei Jale und Hermann hat es geklappt. Er war trotz schlechten Fußes freiwillig für den Kaiser nach Russland gezogen, weil ihn seine Frau angeblich betrogen hatte. Zumindest haben ihn die Kinder im Dorf deshalb auf der Straße verspottet.
Hermann wollte nicht absterben. Sondern lieber an der Front sterben.
Aber er blieb am Leben, irrte durch Ungarn, irrte durch Baku ... und dort, in einer Kirche, in der er um eine Kloster-Suppe bitten wollte, die Augen trüb vor Erschöpfung, dort wartete ein Mädchen auf ihren Prinzen:
Jale, Tochter eines russischen Bauern, der mit Erdöl reich geworden war.
Manchmal sehen Prinzen wie Hermann aus.
Er ist mit Jale in den Wirren der Revolution nach Paris geflüchtet. Ins österreichische Dorf schaute er nie zurück. Sonst hätte er erfahren, dass er Vater geworden ist. Es ist leider nicht alles Sonnenschein, was mit der Liebe zusammenhängt. Der Schatten wird miterzählt.
... und so wird der Faden zu dieser Tochter Hermanns gezogen, Sophie. Bis ins hohe Alter bildete sie sich ein: Ein verheirateter Jurist der Gestapo sei ihre große Liebe gewesen damals.
Er fiel in Russland. Der Mann, den sie daraufhin ehelichte: sehr lieb, aber naja. Er hat sich aufgehängt.
Naja-Sein ist schwer zu ertragen.
... und der Faden läuft zu Hermanns Enkelsohn, der auf Spurensuche ist. Beim Begräbnis von Sophie erfolgt der dritte Blitzschlag. Das dritte Kapitel. Rita. Die dritte Liebe.
Wie eine Harmonika öffnet sich die große Geschichte mit den kleinen Liebesgeschichten. Die Harmonika ist die Sprache, auf der Walter Grond möglichst wenige Noten spielt. Gerade so viele, dass alle hören können, wie man die Gelegenheit beim Schopf packt .
Große Gefühle, denen der Autor – gebürtiger Steirer – auf wenig Platz viel Raum gibt. Und fast spürt man Ärger, weil in letzter Zeit so viele Schriftsteller meinen, 700, 800 Seiten zu brauchen, um sich – und viel weniger – auszubreiten.
Walter Grond:
„Drei Lieben“
Haymon Verlag.
168 Seiten.
19,90 Euro.
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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