Fotografiegeschichte aus der Leica-Perspektive

Jeff Mermelsteinn: Sidewalk, 1995
Die Ausstellung "100 Jahre Leica-Fotografie" würdigt die Kult-Kamera und ihre Nutzer.

Es wäre überzogen, spontane Straßen-Fotografie und zeithistorische Ikonen wie Robert Capas Aufnahme eines getroffenen Soldaten im spanischen Bürgerkrieg nur auf eine technische Errungenschaft zu reduzieren. Doch es ist nicht zu leugnen, dass die Leica, die 1914 erfundene Kamera, die Bildwelt geprägt hat: „Sie hat den Weg geöffnet zur gesamten Kleinbildfotografie“, bekräftigte etwa Foto-Doyen Franz Hubmann, der stets auf den handlichen, leisen Apparat vertraute, 2004 im KURIER-Gespräch.

Hubmanns Bilder sind prominent vertreten im Fotomuseum Westlicht, das bis 21.2. Klassiker aus „100 Jahren Leica-Fotografie“ präsentiert: Werke des Österreichers hängen hier neben Bildern anderer Foto-Legenden wie Henri Cartier-Bresson, Inge Morath, Elliott Erwitt oder Thomas Hoepker.

Hohepriester des Leica-Kults

Leica-Kult Westlicht-Gründer Peter Coeln ist seit jeher ein Hohepriester des Leica-Kults – die im deutschen Wetzlar beheimatete Firma hält mittlerweile knapp 75 Prozent an jener Gesellschaft, in der Coelns Kamera-Auktionsgeschäft und seine „Leica Shops“ zusammengefasst sind.

Dennoch ist das Ausstellungsprojekt, das bald auch noch einen zweiten Teil mit „Zeitgenossen“ erhält (Fotogalerie Ostlicht, 11.12. – 13.2.), über die reine Promotion hinaus ambitioniert: Kurator Hans-Michael Koetzle spürt in seiner Zusammenstellung der Ästhetik der Ober- und Untersichten und Schnappschüsse nach, die durch die Kamera möglich wurden, und stellt den Star-Fotografen unbekannte Namen gegenüber. Dass Leica im Dritten Reich auch die NS-Propagandamaschine belieferte, wird zumindest nicht verschwiegen.

Man wünscht sich hier und bei vielen anderen Themen, mehr zu erfahren – die Kamera allein erklärt nicht alles.

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