Das Bukett hängt in der Schau neben einer Fotoserie, für die Semotan im Auftrag des Magazins „Marie Claire“ mit dem Model Cordula Reyer 1990 – kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – fünf Tage in der ungarischen Puszta verbrachte. Die resultierende Strecke umfasste Modefotos, aber auch Landschaftsbilder, Fotos von Pferden und Hunden.
„Man kann es ja nicht so abgrenzen, dass in der Modefotografie keine Kunst entstehen kann“, sagt Semotan. Die Durchlässigkeit der Metiers hat über Jahrzehnte vorgelebt, wovon die Ausstellung beredtes Zeugnis ablegt. Größen der US-Fotografie wie Irving Penn, den Semotan in einer Werkserie direkt zitiert – hätten auch nie eine Grenze gesehen. Viele Künstler hierzulande hätten sie ihre mangelnde Wertschätzung für Mode- und Werbefotografie aber oft spüren lassen, gibt Semotan zu.
Auch wenn die Auftragswerke der Fotografin – für Palmers, für Römerquelle, für Helmut Lang – allein schon als epocheprägend gewürdigt werden dürfen, feiert die Schau „Haltung und Pose“ etwas Anderes: Die Virtuosität, mit der sich die Fotografin in der Welt der Bilder bewegt, mit Zitaten, Ähnlichkeiten und Widersprüchen hantiert, wird in der von Bettina Leidl und Verena Kaspar kuratierten Schau feinsinnig umgesetzt.
Da ist etwa ein Bild, in dem Martin Kippenberger, Allround-Künstler und von 1996 bis zu seinem Tod 1997 Semotans Kurzzeit-Ehemann, einen bunten Issey-Miyake-Anzug trägt, direkt auf den Poster-Abzug eines Stilllebens montiert, das zehn Jahre später entstand und ähnlich bunte Flecken wie der Anzug beinhaltet. Ein Foto der Künstlerin Elke Krystufek in pinker Hose findet ein Echo in einem Tuch mit pinkem Streifen, das Semotan im Wald flattern ließ. Ein innen mit Palmendekor tapezierter Campingwagen in einer burgenländischen Wiese schließt Nähe und Ferne, Glamour und Banalität kurz.
Wenn Semotan in ihrem Werk Hierarchien einebnet, geschieht es allerdings nie zulasten der Menschen: Die Personen, ob nun Models, Künstler oder Unbekannte, haben in den Bildern stets Präsenz. Mauern, Pflanzen, Stofffetzen dürfen daneben allerdings ebenso wirken.
Will man daraus eine Botschaft destillieren, dann ist es wohl die, dass es sich lohnt, der Welt Sorgfalt entgegenzubringen, gerade weil alles irgendwann verschwindet. Es ist keine ganz unzeitgemäße Erkenntnis.
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