Weltweiter Start: Margaret Atwoods "Report der Magd" wird fortgesetzt

Der Versuch, wie einst bei Harry Potter einen Hype auszulösen. Diesmal mit dem politischen, feministischen Roman "Die Zeuginnen".

Noch irgendwelche Fragen?

Die amerikanische TV-Serie gibt Antworten, aber das sind nicht jene von Margaret Atwood. Die Kanadierin - Foto oben - antwortet  Dienstag, am 10. September:

Weltweit erscheint: „Die Zeuginnen“.

Der Roman ist die Fortsetzung von „Der Report der Magd“.

In naher Zukunft ist aus den USA die religiöse Diktatur „Republik Gilead“ geworden, Frauen sind Hausfrauen und haben die Pflicht, Kinder in die Welt zu setzen.

Nach radioaktiver und bakteriologischer Verseuchung sind allerdings nur wenige fruchtbar – und diejenigen, „Mägde“ genannt und in rote Kleidung gesteckt, wurden zum Nationaleigentum erklärt: Sie werden kinderlosen Paaren zugeteilt.

Als Gebärmaschinen.

Eine dieser Frauen bekam den Namen Desfred (im Original: Offred). In ihr ist noch ein bisschen Erinnerung an Liebe, Sex und vielleicht sogar an einen Joint.

Ihr Widerstand gegen die Männer wächst, als sie eine mysteriöse Schrift entdeckt, so in der Art: Lass dich von den Bastarden nicht unterkriegen!

Nobelpreis

„Der Report der Magd“ war 1985. Margaret Atwood, mittlerweile 79, ließ sich also 34 Jahre Zeit, um es zu verraten:

Hat der Lastwagen, der am Schluss ihre Heldin holte, die Freiheit gebracht?

Oder wurde Desfred letztlich verhaftet und hingerichtet ... nachdem sie Tonbandkassetten besprochen und vergraben hatte?

Atwood – immer im Gespräch für den Nobelpreis, es kann doch kein Hindernis sein, dass eine andere Kanadierin, Alice Munro, ihn 2013 bekommen hat! – ist eine feministische Schriftstellerin.

Egal, in welchem Genre sie schreibt.

Anwältin

Dass sie sich zuletzt wieder mit den Sklavinnen in Gilead beschäftigte, hat bestimmt mit der Welt heute zu tun:

Nach der Wahl Trumps, wurde der alte „Report der Magd“ erneut zum Bestseller, Symbol des Protestes gegen den Präsidenten.

Und dass kürzlich in Alabama Abtreibung nahezu ausnahmslos verboten wurden, auch im Fall von Vergewaltigungen, macht „Die Zeuginnen“ zur aktuellen Notwendigkeit.

Die Linzer Schriftstellerin Margit Schreiner nennt Margaret Atwood eine Anwältin der Mägde, eine Anwältin aller Frauen. „Denn wir alle haben statt eines hohen Marktanteils einen hohen Magdanteil“, schreibt Schreiner in ihrer Essaysammlung mit dem Titel „Sind Sie eigentlich fit genug?“ (Schöffling Verlag)

In der Nacht auf Dienstag wird Margaret Atwood in einer Londoner Buchhandlung aus ihrem Roman vorlesen, am Abend tritt sie im National Theatre auf. In der ganzen Welt gibt es Mitternachtspartys. 1000 Kinos übertragen live.

Der neue Roman setzt 15 Jahre nach dem „Report der Magd“ ein. Drei Zeuginnen erzählen, was seither geschehen ist. Mehr von der Handlung wissen 700 Amerikaner, denen amazon irrtümlich zu früh das Buch schickte.

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