Weihnachtsroman mit Mozart
Bringen wir’s hinter uns: Am Heiligen Abend gibt es kein Skirennen im Fernsehen. Es passt also nicht, wenn eine Familie vor der Bescherung vor dem Apparat sitzt und den Läufern zuschaut.
Und: Am Graben in Wien gibt es kein großes Kaufhaus, in dem die Regale voll mit Parfums sind. Beim Meinl am Graben duftet anderes, der Käse zum Beispiel.
So. Hätten wir das erledigt. Pardon, aber es stört, weil es ablenkt. von dem Verwechslungsstück: "Herr Mozart feiert Weihnachten" – und zwar feiert er heute.
Er weiß ja selbst nicht, wieso er 1791 nicht in der Rauhensteingasse gestorben ist, sondern mehr als 200 Jahre später aufwachte.
Vielleicht (so vermutet er), um das Requiem fertig zu komponieren.
In Wahrheit hat ihn bloß die deutsche Autorin Eva Baronsky aufgeweckt und mit ihrem Debütroman 2009 Erfolg gehabt: Ihr Mozart in der modernen Wunderwelt ist Komödie, Tragödie, ist vor allem Musik. Trost auch für die Umherirrenden.
Irrtümer
Jetzt, in der Fortsetzung, steht er am 24. 12. mit der Geige eines befreundeten polnischen Straßenmusikanten in der Innenstadt, und nur ein kleines Mädchen hört zu. Karoline hält ihn für den Weihnachtsmann. Das mutet zwar seltsam an.
Aber Mozart irrt sich ebenso gewaltig, er hält Karoline für ... "das Gotteskind".
Jedenfalls nimmt sie ihn nach Hause mit. Rat mal, wer zum Essen kommt. Mutter und ihr neuer Freund halten Mozart eher für einen Sandler, aber wenn er aufgeigt, beginnt man ihn seine Gegenwart zu chätzen und schenkt ihm Champagner ein.
Es passt nicht alles schön zusammen in dieser Geschichte, aber es gibt schöne Momente. Warme. Helle. Heilige nahezu.
Etwas vom Deutsch anno 1790 wurde bewahrt: Man geht nach "dorten" – das ist nett, wenn es diesmal Herr Mozart sagt und nicht ein österreichischer Politiker.
Mozart konnte keine Weihnachtslieder. Er rettet den Abend mit einem Motiv aus Don Giovanni. Falls jemand heuer variieren möchte ...
Eva Baronsky:
„Herr Mozart
feiert
Weihnachten“
Aufbau Verlag.
140 Seiten.
10,30 Euro.
KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern
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