Was Österreich bewegte

Ausstellung
"Zwischen Königgrätz und Cordoba" im Prunksaal der Nationalbibliothek.

Königgrätz 1866, die fatale militärische Niederlage Österreichs gegen die Preußen, kommentierte Kaiser Ferdinand I. lakonisch: "Des hätt’ ma a zsammbracht." Córdoba 1978, Österreichs Sieg beim WM-Fußballmatch über Deutschland, ist bis heute Synonym für rot-weiß-rote Euphorie. Zwischen diesen plakativen Polen erzählt die aktuelle Ausstellung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) eine kurzweilige Geschichte Österreichs in Schlagzeilen und Bildern – spannend und unterhaltsam zugleich.

Zeitgeist

Erstaunlich Napoleons Bekenntnis: „Ich fürchte drei Zeitungen mehr als 100 Bajonette.“ Die affichierten Zitate – Bonmots zur Nachrichtenkultur – machen nachdenklich wie jenes von Montesquieu: „Republiken enden durch Luxus, Monarchien durch Armut.“

Oder lassen einen schmunzeln. „So lange der Österreicher Bier und Würstel hat, revoltiert er nicht“, sagte Beethoven und verrät damit Menschenkenntnis.

Die von Hannes Etzlstorfer kuratierte Schau präsentiert „Zeitgeist in kompakter Form“ und Ereignisse, „die durch ihre hohe mediale Emotionalisierung zu Eckpunkten der Geschichte geworden sind“.

Mediale Aufreger

170 Exponate erinnern an Ereignisse aus allen Bereichen der Gesellschaft: Alltag, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport und Kultur.

Und was hat Österreich begeistert, aufgeregt oder deprimiert? Kaiser-Hochzeiten, Himmelserscheinungen, die Ankunft der ersten Giraffe 1828 in Wien, Beethovens Exhumierung, der Eklat um Thomas Bernhard, Streit um die Salzburger Festspiele, Ski-Legende Karl Schranz am Ballhausplatz, Zwentendorf, die Besetzung der Hainburger Au ...

„Von Neuigkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Kultur sowie technischen Errungenschaften spannt sich ein Bogen bis zu den nationalen Triumphen und Tragödien im Sport und den kleinen und großen Skandalen des täglichen Lebens“, sagt ÖNB- Generaldirektorin Johanna Rachinger.

Am 15. Mai1 1955 titelte Die Presse: „Österreichs Zukunft hat begonnen“. Dabei sind Schlagzeilen keineswegs ein modernes Phänomen: Bereits im 5. Jahrhundert nach Christus warnten die ersten Nachrichten – noch auf Papyri – vor Hochwasser oder Weinfälschungen.

Das Lieblingsobjekt des Kulturhistorikers Etzlstorfer in der Schau ist das Original-Typoskript von Thomas Bernhards Rede bei der Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Literatur 1967 mit der Einleitung: „es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich, es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.“

An einen heiteren „Practical joke“ erinnert ein Foto mit Karl Farkas. Der Wiener Kabarettist reiste im Fasching 1969, verkleidet als der berühmte griechische Reeder und Multimillionär Aristoteles Onassis, im Sonderzug nach Graz – in Begleitung seiner Ehefrau Jackie, der Witwe von John F. Kennedy, gespielt von Elly Naschold.

Zeitungsente

Der Besuch war von einer Zeitung groß angekündigt worden: Prompt wurde das illustre Paar von einer Menschenmenge am Grazer Bahnhof festlich empfangen und im Rathaus von Bürgermeister und Stadtsenat begrüßt. Sie hatten keine Ahnung von dem Scherz und waren daher auch besonders erfreut, als Onassis versprach, die Kosten für eine Werft auf dem Grazer Hilmteich zu tragen.

Info: Bis 3. 11., Di.–So. 10–18, Do. 10–21 Uhr, Katalog: 29,90€

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