Was Museen im neuen Jahr zeigen

Ron Mueck - hier das Werk "Mask II" (2002) - stellt 2016 im Theseustempel aus
2016 verspricht viel Kunst mit Hipster-Faktor und zahlreiche Wiederentdeckungen.

Die Kunstwelt dreht sich ständig: Künstler und Strömungen werden gefördert, gefeiert, vergessen – und wieder entdeckt. Ausstellungshäuser reagieren auf die Trends von Biennalen und Messen, der Hype von gestern ist die Werkschau von morgen. 2016 lassen sich einige Stars am Kunsthimmel zum ersten Mal in Österreich blicken – und einige verblasste Sterne leuchten wieder.

Hip und angesagt

Die belgische Künstlerin Berlinde de Bruyckere, die Grenzen zwischen belebter und unbelebter Materie auslotet, stellt im Leopold Museum aus (8.4. – 4.7.). Das Kunsthaus Bregenz zeigte die Bruyckere bereits – dort ist 2016 Theaster Gates zu Gast, der Installationskunst mit sozialem Engagement mischt (23.4. – 26.6.). Der Österreicher Konstantin Luser realisiert eine Solo-Schau im Kunsthaus Graz (25.2. – 1.5.). Das mumok zeigt Painting 2.0 – Malerei im Informationszeitalter (4.6. – 2.10.). Wer diese Schau schon früher sehen will, kann das bis 30.4. im Museum Brandhorst in München tun.

Groß & etabliert

Was Museen im neuen Jahr zeigen
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Die Albertina feiert 2016 die russische Avantgarde Von Chagall bis Malewitsch(26.2. – 26.6.) und richtet dem deutschen Maler Anselm Kiefereine Schau aus (17.3. – 26.6.). Der australische BildhauerRon Mueck, für hyperrealistische, unheimliche Skulpturen bekannt, hat 2016 seinen ersten Solo-Auftritt in Österreich: Er bespielt den Theseustempel im Wiener Volksgarten (20.4.-6.9.). Chinas Kunst-Star Ai Weiweinutzt seine wiedergewonnene Reisefreiheit für eine Schau im 21er Haus (ab 29.6.). Ebendort zeigt man 2016 auchOswald Oberhuber(9.3. – 26.6.) und Maria Lassnig(10.6. – 26.10.)

Lange nicht gesehen....

Die Schau Abstract Loop Austria im 21er Haus (28.1. – 29.5.) feiert heimische Größen wie Richard Kriesche und Helga Philipp, die Kunsthalle Krems widmet sich der Malerei im Raum, bevor sie für eine Umbaupause schließt (13.3. – 19.6.) Das Kunstforum Wien zeigt die rätselhaften Gemälde von Balthus (24. 2. – 19. 6.) und Georgia O’Keeffe (30.11. 2016 – 12.3.2017), das Leopold Museum ruft den deutschen Bildhauer Wilhelm Lehmbruck in Erinnerung (8.4. – 4.7.), das MAK würdigt das moderne Multitalent Friedrich Kiesler in einer großen Schau (15.6. – 2.10.)

Historische Größen

Einen Jahresregenten kennt das Ausstellungsjahr 2016 nicht, sieht man von Franz Joseph I. ab, dessen Tod vor 100 Jahren Anlass einer vierteiligen Ausstellung, u.a. in Schönbrunn, ist (16.3. – 27.11., franzjoseph2016.at). Modern in der Monarchie heißt eine Schau im Unteren Belvedere, die frühen Avantgardisten der Donaumonarchie von Klimt bis Kupka gewidmet ist (3.3. – 19.6.) Das Kunsthistorische Museum feiert das 125-jährige Bestehen seines Hauptgebäudes mit einer Epochen übergreifenden Ausstellung zum Thema Feste feiern (8.3. – 18.9.). Wir kühlen schon einmal den Champagner ein.

Internationales Kunstgeschehen

Auch in den Programmen internationaler Häuser lässt sich der Wunsch nach einer Neubewertung und Wiederentdeckung bisher unterrepräsentierter Kunst-Phänomene feststellen: So würdigt das Guggenheim-Museum in New York 2016 zunächst das schräge Schweizer Duo Fischli & Weiss mit einer umfassenden Schau (5.2. – 20.4.). Später steht der ungarische Avantgardist László Moholy-Nagy im Fokus (Mai-September). Das Museum of Modern Art (MoMA) widmet sich seinerseits dem belgischen Urahn der institutionskritischen Kunst, Marcel Broodthaers (14.2. – 15.5.).

Die National Gallery in London „borgt“ sich inzwischen den französischen Nationalheiligen Eugène Delacroix als Impulsgeber der Schau "Delacroix and the Rise of Modern Art2 (17.2. – 22.5.) aus. Die Royal Academy lockt parallel Renaissance-Freunde mit der Schau In the Age of Giorgione an die Themse (12.3. – 5.6.); zuvor zeigt man hier mit Painting the Modern Garden – Monet to Matisse (30.1. – 20.4.) ein Angebot an Fans der Klassischen Moderne.

In Paris lädt das Musée d’Orsay dazu ein, die vordergründig naiv-lieblichen Bilder des Malers Le Douanier Rousseau neu zu bewerten (22.3. – 17.10.). Das Centre Pompidou dagegen fährt mit Ausstellungen von Paul Klee (6.4. – 1.8.), René Magritte (21.9.2016 – 23.1.2017) und Cy Twombly (10.11.2016 – 24.4.2017) mit großen, zugkräftigen Namen auf.

Was Museen im neuen Jahr zeigen
Gerhard Richter, Kerze, 1982, Öl auf Leinwand, Museum Frieder Burda, Baden-Baden © Gerhard Richter, 2015
In Deutschland lockt das Städel Museum in Frankfurt ab Februar Renaissance-Fans mit der großen SchauManiera – das Florenz der Medici(24.2. – 5.6.). Im Berliner Gropius-Bau kommtGünter Bruszu Ausstellungs-Ehren (12.3. – 6.6.), im Anschlus zeigt man dort die Werke der großartigen FotografinBerenice Abbott(1.7. – 3.10.) Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden zeigt zunächst den „Birkenau“-Zyklus vonGerhard Richter(6.2. – 29.5.) und richtet dann eine Schau um Richters Hauptwerk „Die Kerze“ aus (22.10. – 12.2.2017).

In der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel/CH, wo die „Birkenau“-Bilder noch bis Mitte Jänner zu sehen sind, zeigt man 2016 zunächst den Art-Brut-Erfinder Jean Dubuffet (31.1. – 8.5.), gefolgt von einer Werkschau des Mobile-Schöpfers Alexander Calder (29.5. – 4.9).

Die Art Basel, das Kunstmarkt-Event des Jahres, steigt heuer von 16. – 19. Juni, die Londoner Frieze-Messe von 6. – 9. Oktober. Zuvor macht das Messevehikel für hochkarätige und hochpreisige Zeitgenossen-Kunst in den USA Station (Frieze New York, 5.–8.5.) Die 2015 neu positionierte Wiener Zeitgenossen-Messe Viennacontemporary steht 2016 wieder vom 22. bis 25. September auf dem Kalender.

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