Was die Nazis – außer Flaktürme – für Wien geplant hatten

Hanns Dustmann: Gestaltung von Helden- und Rathausvorplatz, 1942
Für Hitler war Wien eine Perle. Welche Fassung sie bekommen sollte, zeigt das Architekturzentrum.

Hitler wollte "Berlin einmal zwar nicht zur größten, aber zur schönsten Stadt der Welt ausbauen", notierte Propagandaminister Goebbels. "An Wien duldet er keinen größeren Umbau, der Wien erneut in eine Konkurrenz zu Berlin stellt." Von der Neugestaltung des Helden- und des Ballhausplatzes über U-Bahn-Pläne bis zur "Baldur von Schirach"-Insel zwischen Donau und Alter Donau:

Was in der zweitgrößten Stadt im Dritten Reich zur Zeit des Nationalsozialismus geplant oder gebaut wurde, davon erzählt ",Wien. Die Perle des Reiches‘. Planen für Hitler" im Architekturzentrum Wien (AzW).

Spuren der NS-Zeit

Die Schau basiert auf rund 4000 Dokumenten zu 455 Projekten. Gesammelt hat sie der Städtebauer Klaus Steiner in mehr als 30 Jahren und dem AzW 2001 übergeben, "weil es wichtig ist, zu erfahren, wo die Dinge herkommen – auch wenn sie aus der rechten Ecke kommen." Und wie die Nachwirkung der Planungsideen nach dem Krieg war.

Was die Nazis – außer Flaktürme – für Wien geplant hatten
Für Hitler Bauen Ausstellung im Architekturzentrum
"Damit konnten wir Lücken in der Planungs- und Architekturgeschichte schließen", sagt AzW-Chef Dietmar Steiner. Aufgeräumt wird auch mit dem Vorurteil, dass während des NS-Regimes außer Flaktürme nicht viel gebaut wurde.

Man dürfe die Planungen und Bauten nicht pauschal verdammen. "Es wurden auch qualitativ gute Sachen gemacht", sagt Steiner. "Hätten etwa die Nazis machen können, was sie wollten, hätten wir ein fix und fertiges U-Bahn-System in Wien."

"Es ging uns nicht darum, den Bestand von NS-Bauten und -Planungen in Wien zu erfassen. Wir erzählen in neun Kapiteln eine Tätergeschichte", so die Kuratorin Monika Platzer. Da zeigt sich, dass viele Architekten und Stadtplaner ihre Arbeit "unbescholten" nach Kriegsende nahtlos fortgesetzt haben. Kurioses Detail am Rande: Der deutsche Architekt Friedrich Tamms, der auf Hitlers "Gottbegnadetenliste" stand und dem Wien nichts als die Flaktürme verdankt, erhielt noch 1972 ein Ehrendoktorat der TU Wien, also just in der Stadt, die einst als "Luftschutzfestung" ausgebaut werden sollte.

Info: Bis 17. 8. Architekturzentrum Wien, Alte Halle; tgl. 10–19 Uhr; Do. 7. 5.: 10–22 Uhr (freier Eintritt ab 17 Uhr zur MQ-Sommer-öffnung), Katalog: 48 €, www.azw.at

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