In Berlin endlich glücklich

Wallis Bird: Das irische Energiebündel hat sich in Linz mit Beth Ditto von Gossip angefreundet.
Die Irin Wallis Bird stellt in der Wiener Arena ihr neues Album "Architect" vor.

In Berlin, der europäischen Hauptstadt des Techno, hat sich Energiebündel Wallis Bird 2012 eine neue Existenz aufgebaut. Aber nicht deshalb mischen sich beim dort entstandenen neuen Album "Architect" Techno-Beats in ihren energetischen -Gitarre-Folk-Rock-Tanz-Sound. Energetische Beats, erklärt sie im Interview mit dem KURIER, habe sie immer schon geliebt.

KURIER: Was hat Sie nach Berlin verschlagen?

Wallis Bird: Ich bin zwar in Irland geboren, habe aber schon länger in London gelebt. Weil aber dort die Mieten so teuer sind, habe ich in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung gewohnt. Aus Platzmangel waren meine Instrumente überall bei Freunden verteilt, und ich hatte das Gefühl, dass ich dort keinen Raum für Kreativität, keine Freiheit mehr habe. Und als ich mich dann auch noch von meinem Londoner Freund getrennt habe, dachte ich, ich fange ein neues Leben in Berlin an.

Der Song "Hardly Hardly" bezieht sich auf den Moment des Loslassens, auf das Aufgeben gewohnter Dinge. War das schwer?

Es war eigentlich ziemlich einfach. "Hardly Hardly" bezieht sich auf den Moment, bevor ich loslassen konnte. Aber als ich diese Entscheidung, nach Berlin zu gehen, getroffen hatte, war sofort wieder alles besser. Wenn etwas Sinn macht, ist es einfach. Ich hatte in London in zwei Jahren weniger als vier Songs geschrieben. Als ich das bemerkte, war das der Tritt in den Hintern, den ich brauchte. Ich dachte, was mache ich da? Ich sitze zu Hause, gucke Fernsehen und bin unglücklich, weil das kein kreatives Leben ist.

Hängt der Albumtitel "Architect" damit zusammen, dass Sie sich in Berlin ein neues Leben aufgebaut haben?

Eher damit, dass ich in Vermont in den USA bei einem Freund zu Besuch war. Der hat sich sein Haus selbst gebaut und mir erzählt, dass in einer Ecke des Hauses seine Kinder zur Welt gekommen sind. Da dachte ich, Leben beginnt in einem Haus. Außerdem hat er mir Platten des Jazzmusikers Sun Ra vorgespielt. Ich war total begeistert und habe mich gewundert, dass ich das noch nie vorher gehört hatte. Sun Ra nennt seine Band Arkestra. Das Ark kommt von Arche und hat gut mit der Idee von einem Haus voller Leben zusammengepasst.

Sie mischen jetzt auch Techno-Beats in Ihren Sound. Ist das der Einfluss der Techno-Stadt Berlin?

Nein, ich habe Tanzmusik schon immer heiß geliebt. Wenn ich tanze, vergesse ich alles um mich herum. Dann lebe ich auf, habe Sauerstoff in meinem Blut und meinem Hirn und fühle mich frei. Aber bisher habe ich Tanzmusik immer mit realen Instrumenten gespielt. Ich habe auch diesmal wieder mit echten Instrumenten angefangen, dachte dann aber, wir leben im digitalen Zeitalter und es ist sehr schwer ohne Computer auszukommen. Ich wollte sehen, ob es eine Ehe zwischen Roboter-Klängen und menschlichen Klängen geben kann. Und ich fand, dass Computer-Sounds viel Leben haben können.

Der Song "The Cards" ist sehr persönlich. Auf welches Kartenspiel bezieht sich der?

Auf Tarot-Karten, dem Handwerkszeug von Wahrsagern. Denn als ich nach Berlin kam, habe ich mich in jemanden verliebt, der mich nicht wollte. Wir haben uns aber super gut verstanden und hatten auch das Gefühl, dass wir gut zusammenpassen würden. Also haben wir Tarot gespielt und die Karten gefragt: "Sollen wir zusammenkommen?" Die sagten aber nie eindeutig "Ja". Wir wollten, dass die Karten unserem Leben eine bestimmte Richtung geben. Aber eigentlich ist das Leben eine Reihe von Chancen, die wir wahrnehmen müssen.

Haben Sie "Holding A Light" auch für ihn geschrieben?

Genau. Das war die Zeit, in der ich dachte, ich mus das Licht der Liebe ausknipsen. Es war Frühling, die Zeit für die Liebe und ich habe mich gefühlt wie ein Teenager – das beste Gefühl, seit ich das erste Mal verliebt war. Es war auch peinlich, weil es kindisch war – mein Herz hat permanent "bumm bumm bumm" gemacht. Aber wir konnten nicht zusammen sein, also wollte ich das damals abstellen.

Ist das gelungen?

Das musste es nicht. Wir sind jetzt zusammen!

Sie haben in Linz ein Konzert mit Gossip und Beth Ditto gespielt. Wie war das?

Oh, das war wunderbar. Das ist eine meiner liebsten Erinnerungen in meiner ganzen Karriere. Wir sind nach dem Konzert noch bis acht Uhr Früh am Lagerfeuer zusammengehockt, haben Musik gemacht, gejammt und gequatscht.

Info: Wallis Bird tritt am 6. Mai in der Wiener Arena auf. Karten: 01/96 0 96 oder www.oeticket.com

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