Er hat den Orient nicht bereist, aber viele Songs von Waldecks neuem Album „The Moon And The Orient“ sind trotzdem vom Nahen und Fernen Osten beeinflusst. „Ich brauche für meine Alben immer eine Art Thema“, erzählt der Musiker im KURIER-Interview.
„Ich bin draufgekommen, dass ich einige Stücke liegen habe, die in diese Richtung gehen. Mir ist immer sehr wichtig, dass meine Platten ein Tracklisting haben, das die Hörer hineinzieht, wo ein Stück zum nächsten führt, und am Ende denkt man: ,Hoppla, es ist schon aus!" Deshalb haben mir diese Orient-Stücke nie auf eines der anderen Alben gepasst. Für ,The Moon And The Orient' habe ich sie ausgegraben und ein paar neue dazu aufgenommen.“
Waldeck, der 2007 mit dem Album „Ballroom Stories“ weltweit berühmt wurde und für diesen Klassiker Elemente aus Jazz, Trip-Hop und experimenteller Elektronik vereinte, bleibt diesem Stil bei „The Moon And The Orient“ treu, gibt aber Songs wie „So Shall It Be - Dancing Cobra“ oder „Flaschengeist“ in den Harmonien und der Tonalität orientalisches Flair.
Insgesamt ist das Album aber doch mehr eine musikalische Weltreise als eine in den Orient. „Sweet Surrender“ oder „Dating Line“ erinnern an Lounge-Jazz aus Woody-Allen-Filmen, anderswo es gibt Latin-Jazz und mit dem von der Drag Queen Lucy Mc Evil interpretierten „Fantomas“ ein swingendes Chanson, das aus einer „Fantomas“-Satire stammt, die Waldecks Bruder von Jahren im Rabenhoftheater inszeniert hatte.
„Wegen dieser Einflüsse habe ich das Album ;The Moon And The Orient“ genannt und nicht wie ursprünglich angedacht ,The Moon Of The Orient'“, grinst Waldeck und setzt hinzu, dass eine andere Überlegung gewesen sei, dieses Album „Ballroom Stories II“ zu nennen. Denn mit „Ballroom Stories“ habe er wie jetzt „ein paar ganz unterschiedliche Musikströmungen zu einem schönen Ganzen verarbeitet“.
Fanbegegnung in der Sauna
Dagegen entschieden hat sich der 58-Jährige wegen eines etwas zurückliegenden Vorfalls in der Sauna: „Da kam ein Typ auf mich zu und sagte: ,Bist du nicht der Waldeck?' Ich sagte: ,Ja, warum?' Daraufhin begann er mir einen Vortrag darüber zu halten, warum er ,Ballroom Stories' für soviel besser hält als die späteren Alben, die für ihn gar nicht gehen. Ich hatte echt zu tun, dass ich ihm klar mache, dass ich in der Sauna meine Ruhe haben und mich nicht rechtfertigen will. Aber so ist das, wenn Fans einmal einen Sound für sich entdeckt haben und ihn lieben. Sie werde dich immer daran messen und alles andere für einen Abklatsch halten.“
Waldeck, der allgemein der Wiener Elektronik Szene zugerechnet wird, hat in seiner Karriere mal mehr und mal weniger Elektronik in seinen Sound eingebaut, war aber immer bestrebt, die synthetischen Sounds mit realen Instrumenten zu verbinden. Vor einigen Jahren hat er sich deshalb einen Flügel „geleistet“, Unterricht bei Maria Radutu genommen und seinen Arbeitsplatz zumindest für das Komponieren vom Tonstudio an die Klaviertasten verlegt. „Das Schöne daran ist, du kannst dich jederzeit hinsetzen und sofort spielen“, sagt er. „Das geht auch, wenn der Strom ausfällt mit einer Kerze. Da muss man nicht lange warten, bis alle Geräte hochgefahren sind, es geht viel spontaner. Auf diesem Album sind alle Instrumente, die man hört, echt. Die Elektronik ist in den Beats versteckt, was sie subtiler macht.“
Große Fragen rund um die künstliche Intelligenz
Vor seiner Karriere als Musiker war Waldeck Urheberrechtsexperte. Nicht nur deshalb sieht er die Entwicklung der KI in der Musik kritisch. „Mein Wissen dazu ist etwas veraltet, weil in den letzten Jahren ständig technische Neuerungen dazugekommen sind“, sagt er. „Aber im Prinzip geht es immer noch um den gleichen Konflikt: Wo ziehe die Grenzen der Nutzung von geistigem Eigentum und kreativen Werken zum Schutz der Urheber, und wo muss ich etwas gestatten, um nicht einen gesamtkulturellen Fortschritt zu bremsen? Aber ich finde es schauerlich, wenn zum Beispiel die Stimme eines Sängers perfekt nachgeahmt wird und man nicht mehr unterscheiden kann, stammt das wirklich von dem Interpreten oder wurde das nur errechnet. Das wirft Fragen auf, wie: ,Was ist eine Originalstimme wert?' Aber das sind so große Fragen, dass ich mir schwertue, mehr zu dieser Entwicklung zu sagen, als dass mir dabei nicht wohl ist. Und diese Fragen sind wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.“
Waldeck tritt am 5. Juli beim „Butterfly Dance“-Festival im Schlosspark Esterházy in Eisenstadt auf.
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