Waldeck: Ironie im Italo-Sound

Klaus Waldeck mit Heidi Moussa-Benammar
Der Elektronik-Musiker beendet eine siebenjährige Pause.

"Es gab keine zwingende ökonomische Notwendigkeit, schneller etwas Neues zu veröffentlichen", sagt Klaus Waldeck grinsend. "Mein voriges Album hat nämlich kontinuierlich gut verkauft."

Der Elektronik-Musiker scheint im KURIER-Interview hin- und hergerissen zwischen den Vor- und Nachteilen dieser Tatsache. Denn nicht einmal "in den kühnsten Erwartungen" war inkludiert, dass sich sein "Ballroom Stories" von 2007 – eine innovative Symbiose aus Swing und Dub-Reggae – zu einem auf der ganzen Welt gehörten Dauerbrenner entwickeln und ihn sieben Jahre "durchfüttern" könnte.

Andererseits konnte sich der Wiener deshalb ausgiebigst Zeit nehmen, das nächste Album fertig zu machen. So ausgiebig, dass er sich Anfang 2016 dachte: "Wenn ich es dieses Jahr nicht mehr fertig kriege, dann schaffe ich es gar nicht mehr!"

Er hat es geschafft: Heute, Freitag erscheint Waldecks neues Album "Gran Paradiso". Schon der Titel verrät, dass er im Sound damit nicht direkt an "Ballroom Stories" anschließt. Diesmal machte er aus seiner Liebe zu Italien, zu Quentin Tarantino und den Soundtracks von Spaghetti-Western ein charmantes, fröhliches Album, das an Ennio Morricone genauso erinnert, wie an Canzoni, aber dieses Italo-Flair mit elektronischen Elementen und Einflüssen aus Swing und Jazz vermengt.

Distanz

"Wichtig war mir dabei, eine gewisse ironische Distanz zu wahren. Musikalisch ist das schon alleine deshalb gewährleistet, weil ich mich vor den Aufnahmen nicht eigens mit Canzoni beschäftigt oder Spaghetti-Western-Soundtracks gehört habe. ,Gran Paradiso’ ist aus meiner Rezeption dieser Stile entstanden, ist meine eigene Vorstellung davon."

Das inkludiert, dass Waldeck dafür auch ungarische Tänze von Brahms oder Latin-Rhythmen inspirieren dürfen. Zusammengehalten wird der bunte Mix von Sängerin Heidi Moussa-Benammar, mit der Waldeck das Projekt nach einer sechsjährigen Odyssee endlich auf den Boden brachte.

"Zuerst wollte ich ja einen Sound wie bei ,Ballroom Stories’ – aber mit mehr Live-Instrumenten. Dabei habe ich mich verzettelt, viel zu viel aufgenommen und das alles wieder verworfen, weil es mir dann doch zu ähnlich wie ,Ballroom Stories’ war. Parallel dazu habe ich Songs auf den Spuren von Western Soundtracks aufgenommen. Dann hatte ich die Idee, für das Italo-Western Thema, habe das zuerst mit englischen Texten probiert, was aber auch unbefriedigend war."

Moussa-Benammar fand er durch Zufall, weil sie ihm einen ihrer eigenen Songs geschickt hatte, den sie in Italien aufgenommen hatte. "Sie war perfekt dafür", schwärmt Waldeck. "Denn um diese Distanz zu wahren, muss der Gesang etwas rotzig klingen."

Die Texte erarbeiteten die beiden gemeinsam. Und weil das "zu Italien dazugehört", geht es dabei vorwiegend um die Liebe. Allerdings: "Unser Wille, ein italienisches Album zu machen, war bestimmt größer, als unsere Fähigkeit, sich in der Sprache auszudrücken. Es mag sein, dass die Lyrik echten Italienern simpel gestrickt vorkommt."

INFO

Waldeck tritt am Freitag (24. Juni) auf der Ö1-Bühne auf der Donauinsel auf.

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