Nicht wissen möchte sie etwa, was der Bürgermeister Johann Navratil (Hubert Wolf) alles im Schilde führt. Dieser brabbelt unentwegt Slogans seiner Liste 1, dieser enervierende Politsprech entwickelt sich bald zum Running Gag. Noch aufdringlicher nähert sich ihr der knausrige und zahnluckerte Greißler Erwin Hinterhalter (Georg Hasenzagl), der – nomen est omen? – auch gerne seinen Hintern präsentiert. Warum diese Hanswurstfigur so tuntig gestaltet ist, erschließt sich nicht ganz.
Einzig der pomadisierte Privatier Karl Teisenhofer (Andreas Sauerzapf), der sich in der sprießenden Blütenpracht verheddert, scheint ehrliche Absichten zu haben. Aber irgendetwas hält den charmanten und irgendwie glücklosen Mann zurück.
Zuletzt tritt noch die lokale Gärtnerin Sophie Zartl (Leila Strahl) auf den Plan, die sich von der neuen Hausbesitzerin Doping für die schwächelnden Pflanzen verspricht. Sie zeigt aber auch revoluzzerhafte politische Ambitionen: "Karotten für alle!"
Hauptdarstellerinnen
Barbara Kaudelka legt die Katharina auf herzliche, aber doch bestimmte Art - im Stile einer Salome Pockerl (aus Nestroys „Talisman“) - an. Nicht bloß wegen der langen roten Haare. Ihre Katharina trägt das Herz am rechten Fleck, will ihre Verhältnisse verbessern. Dass sie die neu gewonnenen Zauberkünste auch für die Suche nach dem Mr. Right“ - also für eigene Zwecke - einsetzt, gefällt der resoluten Erbtante, die als Geisterwesen gekonnt die Fäden zieht, überhaupt nicht. Claudia Rohnefeld verleiht dieser dankbaren Rolle die richtige Portion Abgeklärtheit und Wiener Schmäh.
Dass die charmanten Verwicklungen, die immer wieder mit Seitenhieben auf niederösterreichische Gegebenheiten aufwarten („In die große, weite Welt … nach Tulln!“), sich am Ende in Wohlgefallen auflösen, ist keine große Überraschung. Musikalisch gibt es keine neu geschriebenen Couplets, sondern von Elena Gertcheva arrangierte Klassikschlager von Wagner, Mozart und Puccini. Kommentare zur Tagespolitik sucht man in den Liedtexten vergeblich. Der Spott über Politiker wird ausschließlich in den wiederkehrenden Sentenzen des Bürgermeisters umgesetzt – was sich mit der Zeit ein bisschen abnutzt. Auflockernd wirkt hingegen manche Slapstick-Einlage, Körpereinsatz zeigen auch Bürgermeister (Wolf) und Gärtnerin (Strahl) bei einem Tänzchen.
Die Bühne (Martin Gesslbauer) ist funktional - und doch mit liebevollen Details ausgestattet. Neben den obligaten zwei Türen gibt es in dem Erbhaus weitere geheime Öffnungen, zudem treibt ein wackelnder Kasten sein spukendes Unwesen. Mit mobilen Wänden werden Außenmotive (u.a. die Wachau bei Dürnstein) angedeutet, inklusive der Einbindung des malerischen Teisenhofer Hofs, dessen Arkaden von der Lichtregie in verschiedene Farben getaucht wird, ergibt sich ein doch sehr atmosphärisches Gesamtbild – mit Abstrichen beim Ton, weil man immer wieder gewahr wird, dass er aus Lautsprechern kommt.
Donner und Blitz
Impressario Marcus Strahl inszeniert die naturgemäß eher oberflächliche Geschichte mit ansprechendem Timing, Nur ein heftiger Schauer sorgte bei der Premiere am Dienstag für einen (halbstündigen) Leerlauf. Dass bei der Fortsetzung nach der Regenpause auch auf der Bühne – mit Lichtblitzen und Donner aus der Konserve - ein Gewitter angedeutet wird, sorgt dann beim wackeren verbliebenen Teil des Publikums für einen zusätzlichen Lacher.
Die Bühnenwelt wird in Weißenkirchen nicht neu erfunden, geboten wird ein Theaterabend, der nicht nur beim Happy End Lächeln - und Lachen - ins Gesicht zaubert. "Jetzt trink' ma no a Flascherl Wein" wird angestimmt - wie sollte es in der Wachau auch sonst enden?
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