Petra von Kant, eine erfolgreiche Modedesignerin, erliegt der Schönheit der weit jüngeren Karin Thimm. Um sie in alter Männermanier für sich zu gewinnen, macht sie diese zum gefragten Mannequin, wie man damals noch sagte. Und die protegierte Karin lässt sich willig auf ihren makellosen Körper reduzieren. Denn Cover-Girl zu sein, tut dem Ego gut: In der Inszenierung von Lilja Rupprecht flippt Nina Siewert, bestechend unbekümmert, fast aus vor Freude. Doch dann wird es brenzlig: Karin vermag Petras Liebesschwüre nur halbherzig zu erwidern, sie quält ihre dominante Geliebte (was zu einer Umkehrung der Machtverhältnisse führt) und kehrt zurück zu ihrem Ehemann.
Rupprecht, 1984 in Hamburg geboren, und ihre Mitstreiterinnen tun alles, um den Plot artifiziell, ergänzt um ein paar 70er-Jahr-Zitate, zu erzählen. Das fängt bei Anne Ehrlichs Bühnenbild – ein weiß gekachelter Unort – an und endet bei den zwanghaft originellen Kostümen von Annelies Vanlaere: Warum die Familie und eine Freundin von Petra im Finale unförmige Kopfmasken tragen müssen, die auf eine pränatale Fehlbildung hinweisen, bleibt völlig unerklärlich. Beiwerk sind auch die Videoprojektionen, wenn Assistentin Marlene im Off mit Zitruspresse, Kaffeetassen und Cocktailgläsern hantiert: von oben abgefilmt, sind sie eben bloß Kreise.
Viktoria Mezovsky begleitet unaufgeregt an Klavier und Gitarre, geglückt ist die Darstellung der Unterwerfung bzw. Anbiederung. Sidonie (Stefanie Dvorak) gleicht ihrer Freundin Petra im extravaganten Outfit bis auf den einbandagierten Kopf. Und Karin wird als Ebenbild herausgeputzt.
Alle übrigen Darsteller tragen die gleiche Arbeitskleidung: weite Jeans und T-Shirts mit Logo von KAVU. Zum Schluss, nach zwei Stunden, schlüpft auch Dörte Lyssewski in diese. Man könnte sagen: Ihre Petra, ein unguter, verlogener Mensch, ist vom hohen Ross gefallen. Dieses Fallen vermittelt Lyssewski – konträr zum kühlen Regie-Konzept – äußerst intensiv. Höhepunkt ist allerdings ein eingestreutes Seelenstriptease-Interview mit einem abgeklärten Norman Hacker als Fassbinder.
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