Vom Verschwinden der Meisterwerke

In einem Spiel, in dem Kunst nur noch Wertanlage ist, sind Kunstliebhaber und Museumsbesucher die Verlierer.

Museumsleute können ein Lied davon singen, wie schwer es ist, Hauptwerke eines Künstlers für eine Ausstellung zu bekommen. Tatsächliche Retrospektiven von großen Meistern, erzählen sie oft, seien heute gar nicht mehr zu realisieren.

Zum einen liegt das an eben jenen Eigentümerstrukturen, die nun durch die Panama Papers ansatzweise hervorblitzen: Im Gewirr der Offshore-Firmen fehlt auch den Leihansuchen der Museen schlicht oft der Ansprechpartner. Hat ein Kunstwerk in einem solchen Konstrukt mehrere Eigentümer, müssen sich diese erst einmal darauf einigen, ein Bild überhaupt für den Leihverkehr herauszugeben, was zwar wertsteigernd wirken kann, aber auch Risiken birgt: Was, wenn etwas passiert?

Versicherungen verlangen angesichts von Preisen, die bei Auktionen auf die 200-Millionen-Euro-Marke zugehen, wiederum Prämien, die sich so gut wie kein Museum leisten kann. Besser, das Werk bleibt in einem jener gut gesicherten Zollfreilager und bewegt sich nicht.

Der Konsens, dass Kunst im Prinzip „der Menschheit“ gehört, wurde lange von vielen reichen Sammlern, die Werke an Museen liehen oder gar schenkten, geteilt. In den Transaktionen des hochpreisigen Kunstmarkts wird er langsam zermahlen. Die aktuellen Enthüllungen könnten irgendwann für ein Umdenken sorgen – kurzfristig dürften sie den Leihverkehr aber eher noch weiter bremsen.

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