Vom Sudern über das Sudern

Klaus „Laima“ Laimer, Harald „Huckey“ Renner und Philipp „Flip“ Kroll (von links)
Bei dem Rap-Festival in Wiesen stellen Texta ihr erstes Album ohne Skero vor.

"Die österreichische Volksseele hat historisch gesehen aufgrund von Katholizismus und anderen Faktoren schon eine spezielle Form angenommen", sagt Philipp "Flip" Kroll, einer der Rapper der Hip-Hop-Formation Texta. "Nach außen immer nett sein und innerlich brodeln, den Gemütlichen rauskehren und im Keller die Leichen haben – das steckt schon irgendwie in uns drinnen."

Eine zweite typisch österreichische Eigenschaft nennt Kollege Klaus "Laima" Laimer: "Wir sudern die ganze Zeit. Und wenn wir damit fertig sind, sudern wir über das Sudern."

Weil aber "Verallgemeinerungen immer schwierig sind", wollen Texta es im Interview mit dem KURIER dabei belassen und keine weiteren Charakteristika der Austro-Psyche anführen. Obwohl die Linzer, die seit 2013 ohne Skero unterwegs sind, ihr jüngstes Album "Nichts dagegen, aber" ganz diesem Thema gewidmet haben. Auch musikalisch haben sie nur Samples von österreichischen Musikern verwendet.

Psychotisch

Live zu hören ist das, wenn Texta kommendes Wochenende beim "HipHop Open Austria"-Festival in Wiesen auftreten. "Die Idee dazu kam uns, nachdem wir zwei derartige Tracks hatten", erklärt Kroll. "Als wir uns deshalb vornahmen, so weiterzumachen, war klar, dass es thematisch um die österreichische Volksseele gehen muss."

Der plakativste Track dabei ist "Austrian Psychos", den Texta mit d er Band Kreisky aufgenommen und auf deren Song "Die Menschen sind schlecht" aufgebaut haben. Für Laimer, Kroll und Harald "Huckey" Renner (DJ Dan war beim Interview verhindert) ist der das Herzstück der Platte, weil er drei Durchschnitts-Charaktere skizziert, in denen, wie etwa in Josef Fritzl, eine wahnsinnige Seite schlummert.

Schuldgefühle

Auch wenn Texta mit diesem Album einmal mehr höchst unterhaltsam sind: Das sozialkritische Element kommt trotzdem nicht zu kurz. Allerdings nicht immer mit einer deutlichen Stellungnahme: "Wir wollten ganz mit Absicht Schwarz-weiß-Malerei vermeiden und eine Situation aus möglichst vielen Blickwinkeln schildern."

So wird in "Butter vom Brot" das Thema Kapitalismus, Gier und Neid aus der Sicht von drei Typen beleuchtet, die sich alle aus unterschiedlicher Motivation heraus nehmen, was ihnen zusteht. Das ist amüsant verpackt, mit Metaphern rund ums Essen gespickt.

Aber Kroll lässt dabei auch das Gewissen sprechen: "Ich frage, was steht einem eigentlich zu, wenn es einem relativ gesehen schon sehr gut geht? Alleine dadurch, dass ich in dieser Gesellschaft lebe, erzeuge ich Ungerechtigkeit – auch wenn ich mich bemühe und zum Beispiel meinen Kaffee nur aus Fair-Trade-Produktion kaufe. Aber im Prinzip ist unser Wohlstand auf der Ausbeutung von Afrika und der Dritten Welt aufgebaut. Ich habe deshalb schon manchmal Schuldgefühle."

Kein Streit

Die Trennung von Skero, sagen sie, ging ohne Streit ab. "Er lebt in Wien. Und jetzt, wo wir Familie haben, war es schwierig, das zu koordinieren. Da gab es Situationen, wo er für fünf Tage nach Linz gekommen ist, und wir nur an einem davon alle Zeit fürs Tonstudio hatten, weil wir etwas mit unseren Kinder erledigen mussten. Es war ein logischer Schritt."

Ein weiteres Highlight beim HipHop Open Austria ist der Auftritt von De La Soul. Sie werden ihr am 26. 8. erscheinendes Comeback-Album "And The Anonymous Nobody" mitbringen. Das wurde mit einer Crowdfunding-Kampagne finanziert, mit der das Trio in 33 Tagen 600.000 Dollar einnahm. Als Gäste konnten De La Soul dafür Größen wie Damon Albarn, David Byrne und Usher gewinnen. Die werden in Wiesen aber nicht dabei sein.

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