Vom Preis und vom Wert der Dinge
Willkommen in der geizig-geilen Konsumwelt, in der alles - sogar die Seele - käuflich scheint: Im Supermarkt des Lebens, in dem Glück und Moral neben Chips und Joghurt lagern. Nur das Scheiße-Sackerl ist gratis.
"Was die Dinge kosten, weiß man. Was sie wert sind, oft erst, wenn sie nicht mehr da sind", sagt die Kassierin (Isabella Knöll) zur Begrüßung. Bei der Jungen Burg im Vestibül tummeln sich Psycherln, Tagträumer und Antihelden in "Hysterikon":
Die Revue von Ingrid Lausund, die sich auf das Absurde und Aberwitzige im Zwischenmenschlichen, auf die alltäglichen Verstörungen, die Auszucker ihrer Mitmenschen, ihr Getue und die Heuchelei spezialisiert hat, wird zu einem Panoptikum der Schrillen, Gescheiterten, Schüchternen und Guten unter den Konsumenten.
Die Figuren sind mit vollen Einkaufswagen und leeren Herzen auf Schnäppchenjagd. "Hysterikon" mit seiner nicht klischeefreien Konsum- und Gesellschaftskritik könnte man als "Dea Loher für Arme" gering schätzen, würden nicht die neun Student(inn)en der Wiener Universitäten - in der Regie von Peter Raffalt - mit so viel Begeisterung spielen. Wäre der Seiltanz zwischen Tragik und Komik nicht so amüsant. Etwa Sophia A. Mercedes Burtscher als "Frau in der Tiefkühltruhe". Oder Tanja Regele als zwischen Hysterie und zynischem Sarkasmus schwankende "Frau in Gucci".
Die Episoden drehen sich um Kaufen und Gekauft-Werden, Verkaufen und Ver kauft-Werden. Um den Kaufrausch zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Eigentlich schrecklich. Und doch schrecklich lustig.
KURIER-Wertung: **** von *****
INFO: Weitere Vorstellungstermine: 13., 19., 20. 11. sowie 2. bis 4. und 8. 12.
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