Volkstheater sprang für aus Sorge abgesagte Lesung ein

Aufregung um ORF-Moderator Jürgen Pettinger.

 „Gerade wurde eine geplante Lesung meines Buches in Wien abgesagt. Begründung: Die Veranstalter wollen ,aus Sicherheitsgründen’ derzeit keine Veranstaltung mit ,jüdischem Konnex’ haben.“ Das schrieb Jürgen Pettinger am Sonntag Nachmittag auf dem Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter. Pettinger sollte aus seinem Buch über Dorothea Neff lesen. In „Dorothea – Queere Heldin unterm Hakenkreuz“ erzählt er die Geschichte der österreichischen Schauspielerin, die ab 1940 ihre jüdische Lebensgefährtin Lilli Wolf in Wien jahrelang vor den Nationalsozialisten versteckte. Der Termin der Veranstaltung war noch nicht veröffentlicht worden, auch nicht die Location. Das wollte Pettinger auch weiterhin nicht tun und präzisierte später: „Die Betroffenen möchten selbst nicht als jüdisch erkannt werden und jede Aufmerksamkeit in diese Richtung vermeiden. Darum die Absage, übrigens mit dem Hinweis, dass wir die Lesung nachholen, sobald es geht.“ Alle anderen Lesungen aus dem Buch würden stattfinden, fügte er hinzu.

Am Montag Abend trat Pettinger in der Roten Bar im Volkstheater auf. Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl hatte ihn spontan zu ihrem Analyse-Abend „Gegenwartskunde“ eingeladen. Auch beim Diskussionsformat „Queeres Wien“, das am 3. Dezember dort stattfinden wird, steht Pettinger mit seinem Buch auf der Gästeliste. Und wird dort auch bleiben, laut Volkstheater.

Von Absagen in jüdischen Institutionen aus Sorge vor antisemitischen Übergriffen ist derzeit nichts bekannt. Das Jüdische Museum Wien eröffnete am Montag am Standort Judenplatz seine neueste Ausstellung. Ihr Titel, derzeit ein frommer Wunsch: „Frieden“. CB

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