Anna Badora: „Rechts geht vom Volk aus“

Anna Badora: Weiterhin kampfesmutig
Volkstheater-Direktorin Anna Badora legte bei der Saisonpressekonferenz ihre missliche Lage offen.

Wie schlimm es ums Volkstheater bestellt sein muss, wurde am Donnerstag bei der Spielplanpressekonferenz in der Roten Bar unbeabsichtigt, aber eindrucksvoll demonstriert: Andauernd fiel eines der Mikrofone aus.

Anna Badora, die Direktorin, überspielte die bereits tragikomische Pannenserie mit enthusiastischen Plädoyers. Auch in ihrer vierten Saison werde sie Haltung einfordern – mit einem Schwerpunkt zu Politik, Herrschaft und Gemeinwesen. Christine Eder zum Beispiel bringt am 18. Oktober ihre Revue „Verteidigung der Demokratie“ zur Uraufführung, die sich mit dem Bundes-Verfassungsgesetz aus 1920 beschäftigt. Artikel 1 lautet bekanntlich: „Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“ Diese Sätze reizen das Volkstheater zu Sprachspielereien, darunter: „Rechts geht vom Volk aus.“

Politischer Klassiker-Reigen

Zum „politischen Herbst“, so Dramaturg Roland Koberg, gehören auch Schillers „Don Karlos“ (Regie: Barbara Wysocka) und Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“ – in der wohl Habsburger-kritischen Lesart des gebürtigen Tschechen Dušan David Parízek. Den Klassiker-Reigen ergänzt die Prinzipalin mit Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ als Saisonauftakt (am 8. September), es folgen u.a. „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch und „Endstation Sehnsucht“ von Tennessee Williams. Die Versöhnung mit Ibrahim Amir, über dessen Stück „Homohalal“ man sich nicht getraut hatte, trägt Früchte: Am 28. Februar 2019 bringt Sandy Lopicic, der in Graz für Begeisterung sorgt, das Auftragsstück „Rojava“ über Amirs Heimat zur Uraufführung.

Großzügig oder superschmal

Cay Stefan Urbanek, der Geschäftsführer, toppte die Mikrofon-Foppereien mit einem Eiertanz. Zunächst dankte er dem Bund und der Stadt für die „großzügigen Subventionen“ – um dann doch Badora beizupflichten, die über das „superschmale Budget“ Klage führte. Wenn die Politik, Teuerungsraten nicht auszugleichen, fortgesetzt werden sollte, müsse man, so Urbanek, Einschnitte im Programm vornehmen. Das merkt man übrigens schon jetzt: Aus Kostengründen gibt es im Juni lediglich sechs Vorstellungen im Volx/Margareten.

Erschwerend kommt hinzu, dass der scheidende Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) sich geistig schon verabschiedet hat. Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) hingegen will, so Badora, nur Gespräche mit allen Beteiligten gemeinsam führen. Und das werden andere Personen sein als jene, die sie geholt haben, um dem Haus ein anderes Profil zu geben. Damit fehlen auch jene, die Verantwortung übernehmen könnten – etwa für den Publikumsaustausch, der zu einem Sinken der Auslastung auf nur 56 Prozent führte. Die Frage, ob Badora weitermachen soll, muss allerdings rasch geklärt werden. Für sie ist klar: Wenn sich die Vorstellungen von Theater der politisch Verantwortlichen nicht mit ihren decken, sei es sinnlos, eine Vertragsverlängerung anzustreben.

Wann die längst anstehende Volkstheater-Sanierung nun konkret in Angriff genommen wird, ist weiterhin unklar. Aufgrund der Verschiebung (wegen Problemen bei der Anbot-Einholung) brauchte man das bereits angemietete Ersatzquartier nicht – und muss dem Odeon nun eine Ausfallszahlung von 150.000 Euro leisten. Heuer im Sommer wird bloß die luckerte Kuppel saniert.

Geplant sind für die nächste Saison die Dramatisierungen der Romane „Opernball“ von Josef Haslinger und „Watschenmann“ von Karin Peschka, die Farce „Planet der Waffen“ des Grazer Autors Johannes Schrettle, eine neues Stück von Sibylle Berg sowie das Beteigungsprojekt „Silver Surfer“ über Oldies im digitalen Zeitalter.

Wirklich dazugelernt hat man bei der Programmierung der  Tournee durch die Bezirke: Statt sozialkritischen  Problemstücken gibt es nun  die Komödie „Der Raub der Sabinerinnen“ mit Doris Weiner, der „Seele“ des Betriebs, als Theaterdirektor(in) Striese, Karl Schönherrs „Der Weibsteufel“, Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ und Simon Stephens „Heisenberg“.

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