Volbeat zum Nova-Rock-Start: Voodoo und Elvis

Volbeat-Sänger Michael Poulsen
Die Samstags-Headliner Volbeat stellen ihr neues Album "Seal The Deal & Let’s Boogie" vor.

Wie "ein kleines Mädchen", sagt Volbeat-Sänger Michael Poulsen, habe er geweint, als er das erste Mal am Grab seines Idols Elvis Presley im Garten von Graceland stand. Aber, schiebt der sonst so harte Rocker im KURIER-Interview entschuldigend nach, es sei damals nicht nur darum gegangen, dass er dort sehr deutlich den Geist von Elvis spüren konnte. Dieser Trip war auch aus einem anderen Grund höchst emotional.

"Kurz bevor ich das erste Mal dort war, ist mein Vater gestorben", erzählt Poulsen. "Er war ein riesiger Elvis-Fan gewesen. Als ich ein Kind war, hatten wir permanent seine Platten laufen – ihn zu hören war für mich so normal wie Wasser zu trinken. Vor seinem Tod hatte ich meinem Vater versprochen, dass ich etwas von ihm nach Graceland bringen werde. Also habe ich ihn – bevor sie ihn in den Sarg gehoben haben – noch einmal gekämmt. Diesen Kamm habe ich dann auf das Grab von Elvis gelegt und von dort Gras mitgenommen, das ich zum Grab meines Vaters gebracht habe."

Voodoo-Königin

Als einziger Sohn der Familie, im Kreis von drei Schwestern aufgewachsen, hatte Poulsen ein spezielles Verhältnis zum Vater. Deshalb gibt es auf dem neuen Album "Seal The Deal & Let’s Boogie" – wie schon auf vielen anderen – auch wieder einen Song, der dem Vater gewidmet ist.

"Marie Laveau" heißt der und ist gleich der zweite Track auf der Platte, die einmal mehr harte Gitarren mit hymnischen, sofort einnehmenden Melodien verbindet. In dem Text von "Marie Laveau" paart Poulsen die Erinnerung an den Vater mit seiner Vorliebe für historische, aber ein bisschen außerhalb der Gesellschaft stehende Figuren.

"Marie Laveau war die Voodoo-Königin von New Orleans", erklärt er. "Sie war speziell begabt darin, mit Geistern Kontakt aufzunehmen. Noch heute bringen die Leute deshalb Gold, Zigarren und andere Dinge, die sie geliebt hat, zu ihrem Grab, um etwas von ihrer Kraft zu bekommen. In dem Song bitte ich sie, mir zu helfen, mit meinem Vater Kontakt aufzunehmen."

Auch in anderen Songs von "Seal The Deal & Let’s Boogie" widmet sich Poulsen Lieblingsthemen wie der "spirituellen Welt" und Außenseitern. In "The Gates Of Babylon" will er der Kriegs-Göttin Ishtar helfen, mit ihrer verfeindeten Schwester Frieden zu schließen. Und "Mary Jane Kelly" handelt von dem letzten Opfer von Jack The Ripper.

Außenseiter

"Figuren wie Kelly faszinieren mich, weil man nicht viel über sie weiß. Speziell für Songs, denn über Jack The Ripper oder Außenseiter wie Billy The Kid oder Doc Holiday hat man schon Hunderte Storys und Lieder gehört. Aber wer kennt schon Mary Jane Kelly? Als ich las, dass sie permanent dieses einzige irische Volkslied gesungen hat, das ihr ihre Mutter beigebracht hatte, wollte ich sofort diesen Song schreiben."

Beeinflusst wird der 41-jährige Däne dabei von seiner Begeisterung für Western-Filme, aber auch seiner Leidenschaft für Bücher.

"Ich lese die ganze Zeit, auch auf Tournee. Überall, wo ich hinkomme, suche ich in Buchläden nach ausgefallenen Werken. Da finde ich immer wieder Charaktere, die mich inspirieren. Und von meinem Dad, der auch ein großer Western-Fan war, habe ich eine riesige Sammlung Videos mit Filmen aus diversen Genres geerbt. Auch da finde ich immer wieder Persönlichkeiten, die mich inspirieren. Aber nicht alle Volbeat-Songs sind deshalb historisch oder an Literatur angelehnt. Hin und wieder schreibe ich auch über aktuelle, persönliche Dinge."

79 Acts und kein Bargeld

Heute, Donnerstag, startet das Nova-Rock-Festival. Bis Sonntag treten dabei – wie immer in den Pannonia Fields bei Nickelsdorf – 79 Bands und Acts fast durchwegs aus dem Rock-Genre auf. Zusätzlich gibt die Singer/Songwriter-Stage heimischen Künstlern eine Bühne – und dem Publikum zwischendurch eine ruhigere Alternative.
Heuer neu: Das Festival ist wegen der Registrierkassenpflicht bargeldlos. Die Zuschauer bekommen eine Art Kreditkarte, die auf Ladestationen, die auf dem ganzen Festivalgelände verteilt sind, aufgeladen werden können. Die Vorteile sind eine schnellere Abwicklung bei den Standln und kürzere Wartezeiten aufs nächste Bier. Außerdem kann jeder, der die Karte per Website oder App personalisiert hat, sie bei Verlust sperren lassen. Die musikalischen Highlights:

Donnerstag, 9. Juni: Am ersten Tag wird nur die Blue-Stage bespielt. Unter anderen mit Puscifer (19.20 Uhr), Billy Talent (22.15 Uhr) und Korn (23.45 Uhr).

Freitag, 10. Juni: Blue Stage: Labrassbanda (16.35 Uhr), Editors (17.55 Uhr),Garbage (19.25 Uhr), Wanda (22.50 Uhr). Red Stage: Disturbed (23.15 Uhr).

Samstag, 11. Juni: Blue Stage: Dropkick Murphys (19.55 Uhr), Alice Cooper (21.35 Uhr), Volbeat (23.20 Uhr). Red Stage: Tom Odell (16.30 Uhr), Alligatoah (19.35 Uhr), Seiler & Speer (21.15 Uhr). Brand Wagen Stage: Chakuza (21 Uhr).

Sonntag, 12. Juni: Blue Stage: Gary Clark Jr. (15.25 Uhr), Deftones (20.50 Uhr), Red Hot Chili Peppers (22.30 Uhr). Red Stage: Twisted Sister (21.10 Uhr). Brand Wagen Stage: Jesper Munk (18.20 Uhr).

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