Völkerkundemuseum: Das Museum mit dem „Mmh!“

Museum für Völkerkunde , Buddha Tempel, Pflege, Mönche, Geister aus Butter
27,5 Mio. Euro fließen bis 2016 in Umbau und Neuausrichtung des Völkerkundemuseums.

Eigentlich war er über die Unterstützung der Politik selbst überrascht, sagte Steven Engelsman, Direktor des soeben in „Weltmuseum Wien“ umbenannten Museums für Völkerkunde in der Hofburg.

Doch der Niederländer, der seinen Posten am 1. Mai 2012 angetreten hatte, konnte mit seinem Konzept, das ganz wesentlich auf den Begriffen „Wow!“, „Aha!“ und „Mmh!“ basiert, den Entscheidungsträgern offenbar den Mund wässrig machen: 27,5 Millionen Euro wurden für den von Engelsman konzipierten Umbau des „Weltmuseums“, der Ende 2016 abgeschlossen sein soll, zugesichert; 19 Millionen kommen vom Kulturministerium (BMUKK), 6 Millionen steuert das Wirtschaftsministerium über die für den Bau zuständige Burghauptmannschaft bei, 2,5 Millionen muss das Museum aufbringen.

Langer Prozess

Überraschend ist die Zusage auch, weil ein ausgearbeitetes Konzept für die Zusammenlegung des Völkerkundemuseums mit dem Volkskundemuseum einen ähnlich hohen Investitionsbedarf (22 – 24 Millionen Euro) vorsah – und scheiterte.

Auf Widerstand stieß dabei primär die Idee einer aufwendigen Umorganisation: Das Konzept sah ein eigenständiges „Kulturenmuseum“ vor, das Völkerkundemuseum hätte aus dem Verbund des Kunsthistorischen Museums (KHM) gelöst werden müssen. Auf die „Expertise“ des Museumstankers, nicht zuletzt in der Abwicklung des Umbaus, wolle sie aber nicht verzichten, betonte Schmied am Mittwoch.

Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl kritisierte die Nicht-Zusammenlegung als verpasste Chance und als „worst-practice-Beispiel österreichischer Kulturpolitik“: Das als Verein geführte Volkskundemuseum, das im stark renovierungsbedürftigen Palais Schönborn im 8. Wiener Bezirk residiert, kann mit 400.000 Euro Jahressubvention weiter darben. Für den Betrieb des „Weltmuseums“ wird nach 2016 eine Aufstockung der KHM-Basisabgeltung nötig sein – man rechne mit etwa 2 Millionen Euro jährlich, so Schmied.

Wow! Aha! Mmh!

Völkerkundemuseum: Das Museum mit dem „Mmh!“
Für Direktor Engelsman war die Abstimmung mit dem Volkskundemuseum „nicht mehr Teil meines Auftrags“: Statt dessen lotete der Museumschef die Möglichkeiten der Sammlung und der Räume im Hofburg-Trakt aus. Jeder Teilaspekt, so das Ziel, solle künftig Staunen („Wow“), Erkenntnis („Aha“) und Genuss („Mmh“) vermitteln. Bis Herbst soll ein Architekt gefunden werden, der die Vorstellungen umsetzt.

Rund die Hälfte der 27,5 Millionen soll dabei in bauliche Veränderungen, die andere Hälfte in die Innenausstattung fließen, so Engelsman. Das Museum wird demnach einen zweites „Gesicht“ mit einem Eingang und einem Café auf der Seite des Burggartens bekommen, im Inneren ist ein neuer Vortragssaal geplant.

Das Parterre des Museums muss entsprechend neu gestaltet werden – so sollen dort Sammlungsobjekte in einem „Korridor des Staunens“, einer Art Schaudepot, in fünf Sälen dicht gestaffelt ausgestellt werden.

Im Obergeschoß wird die Schausammlung dann in 15 themenzentrierten Räumen ausgebreitet: Sie erzählen etwa von den Beziehungen zwischen Wien und Japan, die bei der Weltausstellung 1873 geknüpft wurden, von Südsee-Expeditionen, aber auch von Multikulturalität und Migration.

Das Weltmuseum Wien sei ein „Treffpunkt für Menschen und Kulturen“, heißt es in der neuen Grundsatzerklärung des Hauses – es gehe um Begegnungen auf Augenhöhe, ohne den Nachgeschmack des Kolonialismus. Ein Kinderbereich – eingerichtet im Kooperation mit dem Zoom Kindermuseum – soll dabei schon früh Verständnis schaffen. Für Kooperationen mit dem Volkskundemuseum, so Schmied, sei das Haus weiterhin offen.

Weltmuseum Wien: Neuanfang in Raten

Das Museum: Das Museum für Völkerkunde, 1928 an seinem heutigen Standort eröffnet, ging aus der „Ethnographischen Abteilung“ des k.u.k. Naturalienkabinetts hervor. Seit 2001 gehört es zum KHM-Verbund.

Der Umbau: Das Museum wurde von März 2004 bis Mai 2007 für Umbauten geschlossen, danach lagen des Öfteren Schließzeiten zwischen Wechselausstellungen. Bisher wurden 10 Mio. Euro in die Erneuerung investiert, 2012 zählte man 59.452 Besucher.

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