Vitásek: "Bin lieber eine Kunstfigur“

Vitásek: "Bin lieber eine Kunstfigur“
Andreas Vitásek spielt Theater im Rabenhof: "Lisa" nach dem Roman von Thomas Glavinic. Ein-Mann-Thriller zwischen Wahn und Hellsicht.

Eine Glatze hat sich Andreas Vitásek scheren lassen für „Lisa“ im Rabenhof (Premiere: 14.2.): „Es macht ein bisschen den Kopf auf. Mir tut das ganz gut, wenn ich ein bisschen Distanz habe. Wenn ich ein anderer bin.“ Als Projektionsfläche sei da ein Kahlkopf besser geeignet. „Eine Frisur sagt immer gleich etwas aus. Aber eine Glatze ist wie ein leeres Blatt Papier.“

In „Lisa“ (Regie: Thomas Gratzer) arbeitet Vitásek an einer Kunstfigur. Das ist ihm im Moment lieber. Dabei ist er nicht er selbst wie zuletzt in der ORF - Comedyserie „Vitásek?“ oder in seinem aktuellen Kabarett-Solo „39,2° – ein Fiebermonolog“. Auch in der TV-Komödie „Kebab mit alles“ als Kleinbürger Stanzerl mit Angst vor Fremden „war ich hundertprozentig nicht der Typ, das hat mir sehr gefallen“, so Vitásek im KURIER-Gespräch. Nach Margrit Schreiners „Haus, Frauen, Sex“ (2004) jetzt also Thomas Glavinic: „Lisa“, ein monologischer Roman, schwankend zwischen Humor und Horror. Beklemmend und amüsant. Vor allem bühnentauglich.

Der Erzähler glaubt, von Lisa, einer Mörderin, die auf der ganzen Welt rätselhafte Verbrechen begeht, verfolgt zu werden. Und steigert sich in eine Paranoia. Wird er ihr nächstes Opfer? Schließlich hat man ihre DNA-Spuren nach einem Einbruch in seiner Wohnung gefunden. Verschanzt in einem verlassenen Landhaus, mit reichlich Whiskey und Koks, spricht der Mann nun jeden Abend per Internet-Radio zu einem virtuellen Publikum ...

Nicht unkomisch

„Der Krimi ist nicht das große Thema bei uns, nur das Skelett im Stück“, sagt Vitásek und will nicht zu viel verraten. „Denn was das Publikum sieht, ist möglicherweise etwas ganz anderes. Ich finde es auch schön, dass man nicht weiß, warum die Mona Lisa lächelt. Gut, dass man es nicht weiß, denn so kann sich jeder etwas anderes vorstellen – oder eben nicht.“

„Lisa“ ist kein Kabarett. Obgleich nicht humorfrei. „Es kommt darauf an“, so Vitásek. „Wenn sich etwa in einer Geschichte ein Typ den Fuß abhackt und dann aufisst, so sagt Glavinic: Geschichte nicht ganz unkomisch, kommt aber aufs Humorverständnis an.“

Phantom

Vitásek würde sich nicht ärgern, wenn die Leute lachen, aber es würde ihn auch nicht irritieren, wenn nicht: „,Lisa‘ ist nicht auf Pointen hingearbeitet. Wir wollen eine spannende Geschichte erzählen, die das Buch vielleicht aus einem anderen Blickwinkel zeigt.“ Lisa wird zum Phantom. Zum fast mystischen Wesen. Vitásek: „Da steckt viel von der Angst der Männer vor den Frauen, Sex und Zerstörung drin. Aber auch die Geilheit an der Angst schwingt mit. Angst ist ja ein intensives Gefühl, und ein intensives Gefühl ist immer noch besser als gar kein Gefühl. Deswegen hat ,Lisa‘ auch etwas Stimulierendes.“ Der Zug in der Geschichte, „dass man das Gefühl hat, es sprudelt, es hat so einen Sog“, das gefällt Vitásek am Autor Glavinic, von dem er alles bis auf „Die Arbeit der Nacht“ gelesen hat.

„,Lisa‘ erinnert mich mitunter an amerikanische Vorbilder. Manchmal wird es sehr brutal, und man spürt auch ein bisschen die Verzweiflung des Autors. Der distanziert sich nicht. Man hat immer das Gefühl, von ihm ist viel drinnen. Das mag ich auch an Glavinic. Er ist so angenehm Unwienerisch. Es raunzt bei ihm nicht.“

INFO: Ab 14. Februar im Rabenhof Theater, Tel. 01/712 82 82

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