Visitenkarte der heimischen Kunst

Eröffnung des „Wiener Kunstsalons“...
Das MAK präsentiert im "Salotto.Vienna" Kreative aller Sparten sechs Wochen lang in Triest.

Ein bisschen verloren in der Zeit: Triest, einst Österreichs Anschluss an die weite Welt, ist wie Wien am Meer. Es liegt zwar in Italien, ist aber die südlichste Stadt Nordeuropas. Ein Grenzposten der Kulturen mit miserablen Zugsverbindungen, aber prachtvollen Bauten, einer schönen Piazza Grande direkt am Wasser, mit einem Canal Grande, Kaffeehäusern mit Blick auf die Adria und dem Flair der Nostalgie ...

Die 200.000-Einwohner-Hafenstadt wirkt heute melancholisch. Das Majestätische will nicht verfallen. Der beeindruckende "Salone degli Incanti", die ehemalige Fischhalle, wurde jetzt zum "Wiener Kunstsalon".

33 Nächte lang stehen im "Salotto.Vienna" Ausstellungen, Installationen, Performances, Diskussionen und eine Kurzfilm-Schau im Mittelpunkt.

Audiovisuelle Szene

Nach einem Aperol im Caffè degli Specchi, auch das Wohnzimmer von Triest genannt, geht’s Freitag zur Eröffnung an den Ort, wo Wien – unter der Schirmherrschaft des MAK – seine künstlerische Visitenkarte abgegeben hat.

Wo das Leopold Museum mit Schiele-Reproduktionen in einem begehbaren Kubus vertreten ist. Und den als Blickfang Schieles Sujet "Versinkende Sonne bei Triest" aus dem Jahr 1913 ziert.

Wo blaue Enzis, Stühle von Thonet und Roland Rainer zum Verweilen einladen. Und Eva Fischer von sound:frame Audivisuelles beisteuerte u. a. mit einem für das 150-Jahr-Jubiläum des Museums für angewandte Kunst (MAK) gestalteten Projekt, außerdem Live Performances am Samstag.

Und worum geht es in diesem Genre? "Wir kämpfen, dass das, was wir machen", so Eva Fischer, "zwischen Kunst und Spektakel, zwischen Alltag und Museum als eigenständige Kunstform gesehen wird."

MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein will zwischen den zwei riesigen "Fledermaus"-Prospekten an den Querenden der Halle von Art for Art – in Erinnerung an die Wiener Belle Epoque – vor allem "das zeitgenössische kreative Wien aus einer neuen Perspektive" präsentieren. Im "absolut nicht oberflächlichen Triest, sondern einer Stadt, die eine sehr schöne zentraleuropäische Substanz und Tiefe hat", sagt Thun-Hohenstein im KURIER-Gespräch.

"Und die wieder irgendwie zum Klingen zu bringen, täte Italien und täte auch dem mitteleuropäischen Raum sehr gut."

Das vielfältige Programm passt perfekt zur originellen "eklektischen" Architektur des Jugendstilgebäudes, das der Triestiner Architekt Giorgio Polli 1913 als Fischmarkt errichtet hat.

Wohnbau & Kurzfilme

Eine Ausstellung beleuchtet die Geschichte und Bedeutung des Wiener Wohnbaus. Marlene Ropac von der Akademie des Österreichischen Films zeigt von 6. bis 8. September eine Kurzfilmschau: "Einen großen Ausschnitt des jungen heimischen Filmschaffens in seiner Vielfalt."

Unter den mehr als 100 Teilnehmern auf dieser Bühne der österreichischen Kreativen sind u. a. das Haus der Musik, ImPulsTanz, Kunsthalle Wien, Kunsthaus Wien sowie die Künstler Valie Export, Julius Deutschbauer und Edgar Honetschläger.

Auch Triests Bürgermeister Roberto Cosolini will nicht nur an die Tragödien der Vergangenheit erinnern, mit Verweis auf den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren, sondern "ein positives Zeichen setzen, das in die Zukunft blickt".

Kurator Jürgen Weishäupl wollte, statt die "Kunstwerke im Original zu zeigen" die Akteure der interdisziplinären Wiener Kunstszene in Triest real vorstellen – auf einer Plattform für anregende Begegnungen von Persönlichkeiten verschiedenster Sparten: "In einer Salon-Atmosphäre, in der sich die Menschen begegnen, Ideen und Meinungen austauschen. Wo Künstler, Performer und Leiter von Kultur- und Wirtschaftsinstitutionen ihr Schaffen präsentieren und zur Diskussion stellen."

Info: Bis 14. 9. Mi.–So. 18–1 Uhr; Sa. 18–4 Uhr, Eintritt frei www.mak.at

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