Virginia Ernst: Vom Puck zum Mikrofon

Virginia Ernst spielte jahrelang erfolgreich in der Eishockey-Nationalmannschaft.
Freitag erscheint das Debüt-Album der 26-Jährigen.

"Ich habe es schon einmal geschafft, erfolgreich zu sein. Ich kann das ein zweites Mal."

Das war der Gedanke, als Österreichs Pop-Hoffnung Virginia Ernst ihre aussichtsreiche Eishockey-Karriere an den Nagel hing, um Musikerin zu werden. "Die Entscheidung kam bei einem Songwriter-Wettbewerb in England, zu dem mich meine Mutter angemeldet hatte", erklärt die 26-Jährige. "Ich wollte das zuerst nicht machen. Denn ich habe zwar meinen ersten Song schon mit sieben Jahren geschrieben und die Musik immer geliebt. Aber vor der Bühne hatte ich Angst. Doch dann habe ich dort einen meiner Songs gesungen und den Bewerb damit gewonnen."

Mit der Veröffentlichung ihres Albums "One" wird die Musik-Karriere jetzt einen weiteren Schub bekommen. Denn schon seit 2014 veröffentlichte Ernst mit Songs wie "Rockin’" und "Soldier" immer wieder Singles, die Radio-Hits waren. Für "One", bei dem sie ihren Pop-Sound mit Rock- und Singer/Songwriter-Elementen paart, hat sie sich bewusst nur das Thema Liebe vorgenommen.

Friedenslied

"Ich habe alle Spielarten der Liebe schon selbst erlebt", erklärt sie. "Liebe, die nicht erwidert wird, verflossene Liebe, freundschaftliche Liebe. Sogar der Song ,Soldier’, eigentlich ein Friedenslied, passt da gut hinein.Den habe ich mit dem innigen Wunsch geschrieben, dass es endlich Frieden gibt, dass es viel mehr Liebe gibt und jeder die anderen toleriert."

Einen weiteren Song über Toleranz hat sich Ernst für das zweite Album aufgehoben. Der liegt ihr zwar sehr am Herzen, wurde aber für "One" nicht rechtzeitig fertig. Darin geht die Wienerin, die mit einer Frau zusammen ist und im Juni heiraten wird, auf die Vorurteile ein, die ihr deswegen begegnen.

"Nach Conchita ist Österreich da schon viel toleranter geworden", sagt sie. "Aber was war das für ein Aufstand, als es hieß, sie wird zum Song Contest fahren! Dann gewinnt sie und ist ein Superstar. Dann müssen wir auch Toleranz zeigen und unsere Ampeln entsprechend aufrüsten. Aber ich war viele Jahre in Schweden, und da war das schon immer ganz anders. Da wird keiner meiner schwulen oder lesbischen Freunde schief angeschaut. Da gibt es auch kein Tohuwabohu, wenn man in einem Video mit einer Frau auftritt."

In Schweden war Ernst drei Jahre lang professionelle Eishockeyspielerin. Dort brachte sie sich das Gitarre spielen bei. Denn: "Für mich waren der Sport und die Musik immer verbunden. Ich habe beim trainieren immer Musik gehört. Am liebsten die eigene, da konnte ich mich am besten konzentrieren."

Diktator

Weit über 20 Medaillen aus dieser ersten Karriere hat Ernst zuhause. Fünf Mal war sie mit dem österreichischen Nationalteam bei Weltmeisterschaften. Die erste davon fand in Nordkorea statt.

"Das war eigenartig. Wir durften keine Handys, keine Computer, nicht einmal Batterien oder Wecker mitnehmen. Wir hatten einen Monat lang Null Kontakt zur Außenwelt. Ich habe in der ganzen Zeit nur einmal mit meiner Mutter telefoniert und selbst das wurde abgehört. Außerdem hatten wir rund um die Uhr zwei Bodyguards. Und den Namen des Diktators durften wir auch nicht aussprechen. Wir haben ihn immer nur Peppi genannt, weil in jedem Zimmer sein Bild gehangen ist."

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