Viennale: Gut gelaunter Will Ferrell beim Finale

Porträt von Will Ferrell auf einer Veranstaltung.
Der Stargast der diesjährigen Viennale zeigte sich im Gartenbaukino geschmeichelt und "overdressed".

Das Beste kommt zum Schluss", weiß auch Viennale-Direktor Hans Hurch. Und so mussten erst die knapp zwei Wochen des 51. Wiener Filmfestivals vorübergehen, bis Stargast Will Ferrell anlässlich des ihm gewidmeten Tributes am Mittwochabend seine Aufwartung machte. Vor dem Abschlussfilm "Locke" von Steven Knight inklusive Preisverleihung gab sich der US-Schauspieler beim Screening seines Kultfilms "Anchorman" erst am – dem Festivalplakat entsprechend – grünen Teppich und später beim ausführlichen Bühnengespräch vor dem prall gefüllten Wiener Gartenbaukino gut gelaunt – und im feinen Zwirn. "Ich bin wohl etwas overdressed", so der Komiker. "Ich habe nur 30 Leute oder so erwartet."

Treue Fangemeinde

"Schämen Sie sich" hatte eine schockierte Besucherin zu Hans Hurch gesagt, als dieser einst die Actionkomödie "The Other Guys" (2010) mit Will Ferrell als Überraschungsfilm bei der Viennale programmiert hatte. Der Grundstein für ein zwei Jahre später stattfindendes Tribute war damit gelegt, spalte doch kaum ein Schauspieler sein Publikum derart wie Ferrell, so der Festivaldirektor.

Will Ferrell und ein Mann im Anzug posieren vor Postern der Viennale.
Will Ferrell, Andreas Mailath-Pokorny 06.11.2013, Wien, Gartenbau Kino, Viennale Filmpremiere Anchorman
Zur eigens veranstalteten Gala mit Vorführung von "Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy" (2004) und nie zuvor gezeigten Szenen aus der lang ersehnten Fortsetzung "Anchorman 2" (Ö-Start: 31.1.2014) war – den Begeisterungsstürmen und stehenden Ovationen nach zu urteilen – nur die treue Fangemeinde des Schauspielers gekommen. "Die meisten unter ihnen werden dafür bezahlt, hier zu sein", scherzte Ferrell: "Danke, ihr seid sehr überzeugend."

Ferrell glaubte zunächst an Irrtum

Die Anfrage aus Wien, wonach die Viennale dem Künstler als erstes Filmfestival weltweit eine umfassende Hommage widmen will, hatte dieser anfangs für einen Fehler gehalten. "Ich habe nicht realisiert, dass sie tatsächlich all meine Filme zeigen würden", so Ferrell im Gespräch mit Moderatorin und US-Filmjournalistin Lisa Nesselson. "Dann dachte ich: ‚Wurde aber auch Zeit!’" So spaßig es sei, lustige Filme zu drehen, "steckt man auch viel Arbeit rein". Dass am Ende nicht jeder Witz gut ankommt, gehöre dazu. "Comedy ist keine Demokratie, sie ist sehr tyrannisch. Man muss sich für einen Weg entscheiden und dabei bleiben", so der mit der TV-Sketch-Show "Saturday Night Live" berühmt gewordene Ferrell. "Hoffentlich lachen 72 Prozent der Menschen darüber. Und die 28 Prozent, die es nicht verstehen – wen kümmern die?"

Angst habe er nur davor, dass seine Kinder eines Tages seine Darstellungen bizarrer Sturköpfe sehen und gegen ihn verwenden. "Die werden sagen: ‚Du bist nackt eine Straße runtergerannt, warum kann ich das nicht auch?’", meinte Ferrell. "Diese Momente werden mich eines Tages einholen." Bis dahin kann er schöne Momente wie jenen genießen, in dem ein Wiener Student aus dem Publikum um ein Autogramm auf seinem Diplom bittet – ging es in seiner Abschlussarbeit doch um die gemeinsamen Filme von Ferrell und Regisseur Adam McKay. "Und die haben dich graduieren lassen?", staunte Ferrell. "Das klingt nach der besten Universität der Welt!"

Wiener Filmpreis an Seidl

Als letzter offizieller Akt vor dem Abschlussfilm wurden auch heuer traditionell Preise verliehen, darunter der mit 12.000 Euro dotierte Wiener Filmpreis, der in der Spielfilmkategorie an Ulrich Seidls "Paradies: Liebe" ging. Diesen hatte Seidl im Vorjahr aus Protest gegen die Spielzeiten zurückgezogen. Insofern freue er sich, dass er es nun über die Hintertüre doch noch in der "Hans-Hurch-Kathedrale des Films" Eingang gefunden habe, verlas Co-Drehbuchautorin Veronika Franz eine Grußbotschaft Seidls. Dieser widmete den Preis dem vor kurzem verstorbenen Hauptdarsteller von "Paradies: Liebe", Peter Kazungu, für dessen vierjähriges Kind man als Filmteam eine Patenschaft übernehme.

"Die besten Jahre meines Lebens habe ich diesem Festival geschenkt", zeigte sich Viennale-Direktor Hurch zum Abschluss nachdenklich. Und heuer sei eine der schönsten Ausgaben gewesen: "Ich habe selten so viele ehrliche und gute Reaktionen bekommen."

Auch die 51. Viennale, die am Mittwochabend zu Ende geht, kann mit einem Besucherplus bilanzieren. Mit 97.400 Gästen konnten man die Zahl von 96.900 Besuchern im Jubiläumsvorjahr erneut steigern. Die Gesamtauslastung sank hingegen von 79,6 auf 77,8 Prozent. Über den Wiener Filmpreis in der Kategorie Spielfilm kann sich Ulrich Seidl mit seinem Trilogie-Teil "Paradies: Liebe" freuen, in der Sparte Dokumentarfilm wird Juri Rechinsky für "Sickfuckpeople" ausgezeichnet.

Erneut Seidl

Die Viennale richtet traditionell keinen Wettbewerb aus, vergibt am Ende aber dennoch Preise, so für die besten österreichischen Filme des vergangenen Jahres. Ulrich Seidl, der unter anderem seinen nun prämierten Film im Vorjahr aus Protest gegen die projektierten Spielzeiten von der Viennale zurückgezogen hatte, darf sich nun über 12.000 Euro in Geld- und Sachpreisen freuen. Er kann die Auszeichnung allerdings nicht persönlich in Empfang nehmen.

Ebenfalls mit 12.000 Euro in Sach- und Geldwert wird Juri Rechinsky für seine Dokumentation "Sickfuckpeople" geehrt - nachdem er bereits unter anderem in Sarajevo triumphieren konnte. Rechinsky kann sich auch über den Mehrwert-Filmpreis der Ersten Bank freuen, der heuer paritätisch auch an Gustav Deutschs Experiment "Shirley. Visions of Reality" geht. Beiden Gewinnern wird nun ein Monat Aufenthalt in New York ermöglicht.

Publikumspreis für "merkwürdige Kätzchen"

Der Fipresci-Preis der internationalen Filmkritik für den besten Erst- oder Zweitfilm im Festivalprogramm geht an Rebecca Zlotowskis "Grand Central", der teils in Österreich gedreht wurde. Der Publikumspreis der Leserjury der Tageszeitung "Der Standard", der ein Werk empfehlen soll, das noch keinen Verleih in Österreich hat, geht mit Ramon Zürchers "Das merkwürdige Kätzchen" nach Deutschland.

Zufriedene Bilanz

Jackie Stewart und ein Mann mit Bart posieren vor dem Viennale-Filmfestival.
John Young Jackie Stewart, Hans Hurch 28.10.2013, Wien, Gartenbaukino, Premiere
Direktor Hans Hurch zeigte sich dabei in einer Aussendung mit der heurigen Viennale vollends zufrieden: "Für mich persönlich war die jetzt erfolgreich zu Ende gehende Viennale eines der schönsten und gelungensten Festivals der letzten Jahre." 116 der insgesamt 356 Vorstellungen seien ausverkauft gewesen, wobei die Special Programs Wilde Ethnografie, Asian Delights sowie das Sammelprogramm Das Rohe und das Gekochte überraschend hohen Zuspruch erzielt hätten.

Hinter den Erwartungen blieben hingegen das Programm zum philippinischen Filmemacher John Torres und einzelne Kurzfilmprogramme. Auch die gemeinsam mit dem Filmmuseum veranstaltete Retrospektive Jerry Lewis, die noch bis 24. November läuft, wird hochgerechnet nur rund 4.600 Besucher verzeichnen. Die Rückgänge bei der Auslastung führt man bei der Viennale auf die zusätzliche 11-Uhr-Schiene im Gartenbaukino zurück. Dafür konnte man bei der Zahl der Gäste mit 170 Regisseuren und Schauspielern einen Rekord vermelden.

www.viennale.at

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