Pingpong mit Kunstwerken

Július Koller UFO-NAUT J.K. (U.F.O.), 1980 s/w Fotografie Courtesy Galerie Martin Janda
Wiens Galerien laden zum langen Wochenende: Einige Empfehlungen vorab.

In der Galerie Martin Janda in der Wiener Eschenbachgasse dürfen die Besucher Ping-Pong spielen: Vier Tische stehen bereit, dazu passende Schläger. Der Künstler Rikrit Tiravanija hat Fragezeichen auf sie drucken lassen.

Abseits der existenziellen Frage, vor die jedes Kunsterlebnis stellen sollte („Hä?“), geht es hier um ein Zitat: Tiravanija huldigt in seiner Schau dem slowakischen Künstler Július Koller (1939–2007). Koller hat in der kommunistischen Tschechoslowakei die Kunst perfektioniert, unter dem Behördenradar subversive, feinsinnige Statements zu platzieren.

Koller sprayte etwa das Wort „Kunst“ an tristen Orten an die Wand, ließ Menschen Flashmob-artig Fragezeichen in der Öffentlichkeit formen – und er gründete 1970 in Bratislava die „Pingpong-Society“: In einer „Ausstellung“ traf man sich ein Monat lang zum Spielen und Reden und schuf so ein wenig Freiraum im Kunstraum.

Kommunikation!

Um Kommunikation, wenngleich unter weniger repressiven Umständen, geht es auch beim „Vienna Gallery Weekend“, das ab heute, Freitag, bis inklusive Sonntag zum Schauen lädt (Fr. & Sa. 11–19 Uhr, So. 11–17 Uhr). Anders als beim Berliner Gallery Weekend, wo am vergangenen Wochenende 51 Galerien Vernissagen abhielten, spart man sich in Wien den Eröffnungs-Marathon und versucht, teils schon laufende Ausstellungen mit Führungen und Künstlergesprächen schmackhaft zu machen.

Malerei & Film

Die Galerie nächst St. Stephan (Grünangergasse 1, 1010) zeigt etwa neue Arbeiten von Katharina Grosse, einer der derzeit meistbeachteten Malerinnen Europas (Gespräch mit Kunsthallen-Chef Nicolaus Schafhausen Samstag, 14 Uhr). Neben Leinwandbildern, in denen exakt abgegrenzte Konturen und schnell gesprühte Farbe ein Kaleidoskop malerischer Möglichkeiten ausbreiten, steht auch ein von Grosse besprühtes Arrangement aus einem Sofa, einer Skulptur und einem runden Teppich im Raum: Erweiterte Malerei, die durchdacht wie unmittelbar wirkt.

Eine „letzte Chance“ bietet sich noch bei der Galerie Georg Kargl (Schleifmühlgasse 5, 1040), die ihre tolle Schau „Cinematic Scope“ allerdings schon am Samstag (16 Uhr) schließt: Hier setzen sich sechs Künstler mit Möglichkeiten des Films auseinander. Besonders die Installation „Texas Loud, Texas Proud“ von Wolfgang Plöger hallt hier lange nach: Drei Filmstreifen, auf denen die letzten Worte von Todeskandidaten aus US-Gefängnissen zu lesen sind, werden dabei durch den Raum und durch Projektoren gezogen. Was in der Projektion abstrakte Spuren wirft, ist wenig später als Spur eines unumkehrbaren Ereignisses zu lesen.

Die meisten übrigen Ausstellungen sind auch über das Wochenende hinaus bei freiem Eintritt zu sehen. Abseits der „Hotspots“, an denen auch Kuratorenführungen angeboten werden (Samstag 14 Uhr: Schleifmühlgasse; Sonntag 12 Uhr: Innenstadt; Sonntag 13 Uhr: Eschenbachgasse), gibt es auch Kunsträume wie etwa Ernst Hilgers neue Halle „Next“ in der ehemaligen Ankerbrotfabrik (1100, Absberggasse 27) zu entdecken.

viennagalleryweekend.com

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