Vielleicht schaut der rote Schweif aus dem Mund
Wozu brauche ich Stephen King (von dem kürzlich 550 Seiten "Finderlohn" erschienen sind und im Jänner 850 Seiten "Basar der bösen Träume" folgen), wenn es die guten alten Fuchsbesessenen gibt?
Füchse sind im japanischen Volksglauben mit magischen Fähigkeiten ausgestattet und aus Fuchsaugen können Götter fliegen. Sie können Witzbolde sein und sich in Türpfosten verwandeln. Oder Dämonen – und durch Brustwarzen oder unter den Fingernägeln in die Menschen fahren.
Die Füchse sind so klein.
Es ist also kein Wunder, wenn eine Frau schreit und sich krümmt und man sieht, wie sich etwas in ihrem Körper Richtung Hals bewegt, ja, man sieht vielleicht sogar kurz den roten Schweif in ihrem offenen Mund, ehe sich der Fuchs schlafen legt und auch die arme Frau Ruhe hat.
Christine Wunnicke wäre mit "Der Fuchs und Dr. Shimamura" fast ins Sechser-Finale um den Deutschen Buchpreis gekommen.
Ihre klare knappe Sprache inmitten des großen Rätselhaften erzeugt einen zusätzlichen Wow-Effekt.
Expedition
Die Münchnerin ist dem Nervenarzt Shimamura – den es Ende des 19. Jahrhunderts wirklich gab – auf seiner Expedition zu den Besessenen gefolgt.
Sie bewegt sich zwischen japanischen Märchen und europäischer Medizin mit den "Mitspielern" Charcot, Freud, Josef Breuer ... die dem Fuchs-Wahnsinn einen anderen Namen gegeben haben – nämlich: Hysterie.
Ist ja nur ein Wort. Shimamura jedenfalls heilte viele Frauen und fing sich dabei selbst einen Fuchs ein.
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