Viel Kultur in Marseille und ein berühmtes Ungeheuer

Xavier-Marie Bonnot
Französische Serie mit "Baron" Michel de Palma.

Jenes Marseille, wie es Jean-Claude Izzo in den 1990ern in seinen Krimis eingefangen hat, wird man bei Xavier-Marie Bonnot nicht finden.

Aber er nimmt das Genre und die Hafenstadt sehr ernst. Sein Serienheld Michel de Palma, ehrfurchtsvoll "Baron" genannt, ist haltein Polizeikommandant, der eher nicht bei den afrikanischen und arabischen Einwanderern zu finden ist, sonderner sitzt lieber in der Oper oder schaut sich ein Gemälde von Ambrogiani an.

"Im Sumpf der Camargue" ist der zweite Roman. Er nimmt sich Zeit, sehr dicht ist er komponiert, nicht so luftig wie andere (Anspielung auf den neuen Roman von Don Wielsow, "Germany"). Ein deutscher Industrieller verschwindet, und man weiß zunächst nur, dass er zu einem "Tier" ins die Sumpf- und Seenlandschaft im Rhône-Delta gebracht wurde. Andere Männer folgen, wenn man sie findet, schauen sie gar nicht mehr gut aus. Bald denkt man an die Sage von der Tarasque – dem Drachen, dessen Zähmung jedes Jahr zu Pfingsten gefeiert wird.

Und der Dichter Mistral ist nahe.

Nur der Schmelztiegel Marseille, der ist leider so fern.


Xavier-Marie Bonnot:
„Im Sumpf der Camargue“
Übersetzt von
Tobias Scheffel.
Unionsverlag.
320 Seiten.
22,60 Euro.

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