Die Kosten haben sich daher für die Verlage verdoppelt?
Nicht ganz, der Papierpreis ist ja nur ein Kostenfaktor von rund 30 Prozent. Und wir Verleger kaufen ja keine Papiere an, das machen die Druckereien. Die Herstellung eines Buches hat sich aber – auch durch gestiegene Energie-, Farb- und Lohnkosten – um rund 40 Prozent erhöht.
Was ist die Folge?
Die Verlage disponieren mit kleineren Auflagen und lassen lieber öfter, also bei Bedarf, nachdrucken. Das bedeutet, dass die Druckereien die Maschinen öfter umrüsten müssen. Das verteuert die Herstellung – und verzögert die Liefertermine.
Werden die Verleger die Preise für Bücher anheben?
Schon seit Jahren, also bereits vor der Papierkrise, gibt es eine Diskussion darüber, wie teuer Bücher sein dürfen. Man hat die Verkaufspreise immer recht stabil gehalten, sie nicht an die Inflation angepasst. Ein Beispiel: Früher hat man für den Preis eines gebundenen Buches zwei Blumensträuße bekommen, heute ist es umgekehrt: Für einen Strauß bekommt man zwei Bücher. Bücher müssen also unbedingt teurer werden.
Aber man befürchtet, dass man nicht bereit ist, für Bücher so viel auszugeben wie für einen schönen Strauß?
Zumindest bei den Bestsellern. Obwohl es bereits einige positive Ausnahmen gibt. Die Biografie von Barack Obama war in der gebundenen Ausgabe teuer – und hat sich trotzdem gut verkauft.
Österreichs Verlage spielen aber in einer anderen Liga ...
Ja, sie werden sich schwertun, wenn sie die Preise zu deutlich anheben. Denn wir wissen aus Untersuchungen in Deutschland, dass dort die Kunden bereits sehr preissensibel sind. Die kleineren Verlage können daher für ein vergleichbares Produkt nicht um 50 Prozent mehr verlangen als die großen.
Wenn Sie die Preise nicht wirklich anheben können, schmälert dies die Gewinnmarge. Die ist beim Buch ohnedies klein. Kommen die Verlage daher in eine wirtschaftliche Schräglage?
Das könnte passieren. Wenn man Titel hat, die höhere Auflagen erzielen, geht es sich aus. Wenn nicht, wird es eng. Der gute Verkauf einzelner Titel ist aber ein weit größerer Faktor als die globalen Phänomene. Der Czernin Verlag hatte zwei gute Jahre.
Die Pandemie blieb also ohne negative Auswirkungen?
Eben weil wir Titel hatten, die in die Zeit gepasst haben. Und Renate Welsh stieß auf ein hohes Interesse. Aber es stimmt natürlich: Ohne die staatlichen Hilfen wie Umsatzersatz und Senkung der Mehrwertsteuer auf fünf Prozent wäre es schwierig gewesen. Denn gerade in den Lockdown-Monaten gab es trotz Online-Handel starke Einbrüche im Verkauf – um bis zu 80 Prozent. Eine dauerhafte Mehrwertsteuersenkung wäre jetzt die richtige Maßnahme. EU-rechtlich ist sie erlaubt – und sie hilft der ganzen Branche bis hin zu den Autorinnen.
Hat die Pandemie eine Verschiebung hin zu digitalen Angeboten ausgelöst?
In den skandinavischen Ländern gab es starke Zuwächse beim Hörbuch. Bei uns gibt es steigende Zahlen, aber nicht in einem dramatischen Ausmaß. Das physische Buch bleibt die Nummer eins.
Die Buch Wien konnte 2021 stattfinden – aber nur mit reduziertem Programm.
Es gab zwar weniger Besucher, aber sie waren kauffreudig, die Aussteller daher zufrieden. Es war richtig, die Messe zu veranstalten. Eine Woche später wäre sie schon nicht mehr möglich gewesen.
Und heuer?
Wir hoffen, dass sie ohne Einschränkungen stattfinden kann. Aber wer weiß, wie die Situation Ende November ist?
Sie vorzuverlegen?
Geht nicht. Es wäre eine Überforderung für die Verlage, wenn die Buch Wien gleich nach der Frankfurter Buchmesse stattfände. Zudem soll sie ein Kaufimpuls für Weihnachten sein.
Im Frühjahr gab es erneut keine Buchmesse in Leipzig. Ein Fehler?
Ich glaube schon. Es gab nur eine Pop-up-Messe mit 60 unabhängigen Verlagen. Wir waren vertreten, die Stimmung war gut. Man hat gesehen: Es gibt ein Bedürfnis zum Beispiel nach Lesungen.
Und im Frühjahr 2023 soll Österreich das Gastland sein. Katja Gasser vom ORF plant den Auftritt im Namen des Hauptverbands mit sehr viel Engagement …
Es geht um Nachhaltigkeit. Wenn ein fremdsprachiges Land Gast ist, werden viele Übersetzungen gemacht. Aber was kann vom Österreich-Auftritt bleiben? Unser Ansatz ist daher, die gesamte Breite der österreichischen Literatur zu zeigen – vom Theater bis zur bildenden Kunst. Es wird daher Gastspiele geben und auch eine große Ausstellung der Nationalbibliothek. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, präsentieren wir Österreich nicht nur zur Messezeit: Bereits jetzt finden in ganz Deutschland Veranstaltungen statt.
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