Vereinigte Bühnen Wien: Rudi Klausnitzer verkauft seine Anteile

Eine seiner letzten Amtshandlungen als Kulturminister: Mitte Dezember 2017 überreichte Thomas Drozda (SPÖ) Rudi Klausnitzer das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.
Trenklers Tratsch: Der ehemalige VBW-Intendant erhält als "Producer" weiterhin Tantiemen – bis zu 100.000 Euro pro Jahr

Rudi Klausnitzer, einst Ö3-Discjockey, ist unbestritten findig. 1992 wurde er Intendant der Vereinigten Bühnen Wien (VBW). Ein Jahrzehnt später, im Juni 2002, wechselte er als Generaldirektor zur Verlagsgruppe "News", blieb aber bis Ende 2004 Berater der VBW.

Laut Meldung vom 13. Dezember 2002, also nach seinem Ausscheiden als Intendant, übernahm Klausnitzer die VBW-Geschäftsanteile von Margarete Marik, Witwe nach Rudolf Marik. Seine Einlage betrug 5.886,50 Euro. Bereits zuvor hatte er die Anteile von Hans Bunzel erworben. Bunzel und Marik waren bis 1976 die Geschäftsführer des Raimund Theaters, das danach Teil der VBW wurde. Neben der Stadt Wien (über die Wien Holding) ist Klausnitzer daher zweiter Eigentümer der VBW. Er hält zwar nur 2,66 Prozent, ist aber als Gesellschafter über alle Vorgänge informiert und kann seine eigenen Interessen als „Producer“ vertreten.

2013 – unter der Geschäftsführung des jetzigen SPÖ-Bundesgeschäftsführers Thomas Drozda – kam es laut Bilanz zu einer „vollständigen Vernichtung des Eigenkapitals“. Die Wien Holding gewährte in der Not einen Gesellschafterzuschuss in der Höhe von 5 Millionen Euro. Klausnitzer als zweiter Gesellschafter beteiligte sich anteilmäßig nicht, wie Franz Patay, VBW-Geschäftsführer seit dem Sommer 2016, bestätigt. Dies hätte zu einer Neubewertung der Anteile führen müssen. Doch dazu kam es nicht. Denn, wie Patay erklärt: „Das war kein Gesellschafterzuschuss im eigentlichen Sinn, sondern eine Art Darlehen.“ Im Bericht des Stadtrechnungshofs über die VBW, am 15. März veröffentlicht, ist hingegen unwidersprochen von einem „Gesellschafterzuschuss“ die Rede.

Die Neos richteten am 11. Jänner bezüglich Klausnitzer eine Anfrage an Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler – und an Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ), der als vormaliger Wien-Holding-Geschäftsführer genauestens über die VBW Bescheid wissen müsste. Beide verweigerten nach Rücksprache mit der Rechtsabteilung der Magistratsdirektion die Antworten. Die Fragen seien „nicht zulässig“.

Neos-Kultursprecher Thomas Weber wollte u.a. wissen, ob jemals Versuche unternommen wurden, die Gesellschafteranteile von Klausnitzer zu übernehmen – und wenn nicht, warum nicht. Gleich nach der Veröffentlichung  des StRH-Berichts gab die Wien Holding bekannt, dass die 2,66 Prozent nun übernommen würden: „Damit befinden sich die VBW wieder im Alleineigentum der Wien Holding.“ Das Wort „wieder“ ist natürlich falsch. Laut Patay werde die Übertragung rund um Ostern über die Bühne gehen.

Tanz der Vampire

Klausnitzer hatte sich während seiner Intendanz mehrfach als „Producer“ von Musicals eingesetzt, darunter bei „Elisabeth“, „Tanz der Vampire“, „Barbarella“ und „Wake Up“. Er erhält somit Tantiemen. In einem Interview mit dem "Standard", am 11. Oktober 2000 erschienen, sagte Klausnitzer: „Ich habe bei Produktionen in Österreich auf diese Tantiemen verzichtet. Aber wenn die Produktion ins Ausland geht, dann bekomme ich das Geld.“

Wie verhält es sich seit seinem Ausscheiden 2002? Laut einer Vereinbarung, unterzeichnet von Drozda und ihm, erhielt Klausnitzer für das Jahr 2008 Tantiemen in der Höhe von 110.000 Euro ausbezahlt. Die Frage, welche Summen er bzw. dessen RAFIS BeteiligungsGmbH von 2002 bis 2018 insgesamt erhielt, will Patay nicht beantworten. Nur so viel: „Mein Vorgänger (Drozda, Anm.) hat die Verträge vor ein paar Jahren nachverhandelt. Seither sind diese Ausschüttungen mit maximal 100.000 Euro pro Jahr gedeckelt.“ Klausnitzer bestätigt dies auf Nachfrage.

Übrigens: Seine unmittelbare Nachfolgerin bei den Vereinigten Bühnen Wien, die jetzige ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner, erhält keine Tantiemen.

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