Kämpferische Liebe
Der Film ist das Porträt eines Mannes, der von großer Liebe erfüllt ist. Von Liebe zur Natur und zu seiner Idee von Menschlichkeit – und vor allem von der Liebe zu seiner Franziska („Fani“). Die international erfolgreiche österreichische Schauspielerin Valerie Pachner porträtiert sie als kämpferische, welt- und lebenskluge Frau.
Da der Regie-Eigenbrötler zeitlebens Interviews verweigerte, wollte er auch diesmal nur seinen Film sprechen lassen. Das einzige Zugeständnis, das Malick gab, war der Satz: „Fragen Sie Valerie Pachner, sie kann für mich sprechen.“
KURIER: Da Sie von Terrence Malick als Vertraute genannt wurden, die für ihn über „Ein verborgenes Leben“ sprechen kann, gleich einmal die Frage: Was wollte er mit diesem Film und was erwartet er sich von der Ausstrahlung im ORF?
Valerie Pachner: Wir haben den Film 2016 gedreht. Im Sommer vor den Wahlen, bei denen Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten gewählt wurde. Terry (Anm.: Terrence Malick) war sehr besorgt über den Rechtsruck, der damals durch die USA ging. Wir haben viel darüber gesprochen, dass dieser Rechtsruck weltweit immer mehr zu spüren ist. Natürlich waren in diesen Gesprächen auch die Nazi-Verbrechen ein Thema, weil wir ja in Österreich drehten und Terry natürlich wusste, dass ich aus diesem Land komme. Und er kennt auch die heutige Entwicklung in Europa und damit auch der österreichischen Politik. Während der Dreharbeiten war es uns jedenfalls ständig präsent und klar, dass die Story des Films zwar in der Vergangenheit spielt, aber das damalige Gedankengut bis heute aktuell ist. Leider.
Terrence Malick ist berühmt dafür, dass er im Umgang mit der Presse schwierig ist und Interviews strikt verweigert. Ist er auch als Regisseur schwierig in der Zusammenarbeit?
Im Gegenteil (lacht). Bei der Arbeit ist er zugänglich und offen. Er hat mir – und auch meinen Kollegen und Kolleginnen – viele künstlerische Freiheiten gelassen. Wir haben vor den Dreharbeiten gemeinsam Jägerstätters Töchter kennengelernt, deren n Mutter ich im Film verkörpere. Mir ist dabei durch den Kopf gegangen, wie sie es wohl empfinden, dass dieses rechte Gedankengut, gegen das ihr Vater unter Einsatz seines Lebens eingetreten ist, noch immer zu hören und zu spüren ist. Das hat mir sehr wehgetan. Terry und ich haben auch viel über die aktuelle Lage in Österreich gesprochen.
War der Gedankenaustausch zu diesem Thema vielleicht auch dafür ausschlaggebend dafür, dass Terrence Malick jetzt seinen Film dem ORF für eine Gratisausstrahlung zur Verfügung stellt?
Ich glaube, ja, denn Österreich kämpft ja immer noch damit. Und deshalb bin ich auch sehr froh, dass ich diesen Film machen durfte und dass er jetzt im österreichischen Fernsehen gezeigt wird. Er behandelt ein Thema, das uns immer noch begleitet.
An einem Terrence-Malick-Film mitzuwirken, bedeutet oft den Beginn einer Hollywood-Karriere. Trotz internationaler Angebote spielen Sie immer wieder auch in Österreich – auf der Bühne wie im Film. Ist Ihnen eine Hollywood-Karriere nicht so wichtig?
Ich liebe die Abwechslung und die hat man, wenn man zwischen Film und Theater wechselt, aber auch zwischen amerikanischen und europäischen Filmen. Das heißt nicht, dass ich gegen Unterhaltungsfilme bin, ich habe auch schon in einigen Blockbustern mitgespielt. Aber ich merke schon, dass es mir wichtig ist, welche Geschichte ein Film erzählt. Wenn die Geschichte gut ist, ist es mir auch egal, wenn ein Film ein Low-Budget-Projekt ist. Beim Dreh von Terrys Film über Franz Jägerstätter ist mir klar geworden, wie viel es bedeutet, wichtige Themen aufzugreifen und sie den Menschen möglichst packend näherzubringen.
Wir haben Sie für dieses Interview mitten in Dreharbeiten erreicht. Welchen Film machen Sie gerade?
Ich drehe gerade mit Adrian Goiginger den Film „Vier minus drei“ und genieße die Arbeit mit ihm sehr.
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