Unauffällig in Bayern

Friedrich Ani
Friedrich Ani zwingt zum Hinschauen: "Nackter Mann, der brennt"

Von den Krimis Friedrich Anis, die kaum Krimi sind, erscheinen jetzt im Suhrkamp Verlag jene Krimis, die überhaupt keine Krimis sind. Bei "Nackter Mann, der brennt" würde man nicht einmal merken, dass der Roman von Ani ist. Er kann den Ton ändern, aber immer bleibt es dabei: Er zwingt zum Hinschauen.

Ins süddeutsche Dorf Heiligsheim kehrt ein etwa 50-jähriger Mann zurück und kauft ein Häuschen. Musiker sei er, sagt er. Niemand erkennt ihn, er bemüht sich sehr, unauffällig zu reden – das bedeutet, man muss in Bayern im Wirtshaus sagen: "Besser Stroh-Rum als strohdumm, hähä." Mit 14 war er von hier geflüchtet. Die Honoratioren des Ortes hatten ihn und seine Spielkameraden oft in den Wald mitgenommen. Zitat: "An einem Tag war ich noch acht, am nächsten alt."

Ani schrieb die Geschichte der Rache. Der alte Apotheker, der Zahnarzt ... – verschwinden: Kinderschänder und Wegschauer. Das hält man beim Lesen aus. Die verschwiegenen Stellen, die sind schwerer zu ertragen.

Friedrich Ani:
„Nackter Mann, der brennt“
Suhrkamp Verlag.
223 Seiten. 20,60 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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