Umberto Eco ist diesmal nicht nur g’scheit
Das ist einer der besten Romane von Eco – auch wenn er so beginnt:
"Heute morgen ist kein Wasser mehr aus dem Hahn gekommen. Plop, plop, zwei Rülpserchen eines Neugeborenen, dann nichts mehr."
Italienische Kritiker machten sich lustig über die – scheinbar – einfache Geschichte, plop. Dabei sollte man froh sein, dass der heute 83-Jährige diesmal nicht so unangenehm g’scheit sein will, sondern zum Spaß sogar thematisiert, ob sich Umweltverschmutzung auf die Größe des Penisses auswirkt.
Berlusconi kommt
Und dass er erstmals für sein Spiel mit den Lügen nur 235 Seiten braucht, ist auch nicht unangenehm.
Die Leser haben es honoriert: "Zero Nullo" war zu Jahresbeginn in den Bestsellerlisten – und ist seit gestern in Burkhart Kroebers Übersetzung "Nullnummer" im Buchhandel.
(Das gibt’s ja nicht, Kroeber ist auch schon 75! Er war 43, als er an "Der Name der Rose" arbeitete. Eco war 48.)
"Nullnummer" spielt 1992. Also nix mit mittelalterlichen Mönchen und Tempelrittern. Aber damals brach das politische System zusammen. Die Christdemokraten verloren, Berlusconi erschien mit "Forza Italia".
Umberto Eco ist erklärter Gegner Berlusconis, der zurzeit übrigens versucht, die Verlagsgruppe RCI mit dem Traditionshaus Rizzoli zu kaufen. Dann wäre es ein Leichtes, Autoren ... zuzusetzen. beim Mondadori Verlag ist er ja schon Hauptaktionär.
Eintrittskarte
Eco hat Berlusconi zur Romanfigur Commendatore Vimercate gemacht: Er hat lokale TV-Stationen, Hotels, Altersheime und etwa 20 Zeitschriften.
Als Eigentümer einer Klatschzeitung, die Falsches verbreitet und manipuliert, damit er bestimmte Leute schrecken / erpressen kann.
Die Redaktionssitzungen sind das Herzstück des Romans. Allerbeste Satire. Der Chefredakteur ("In seinem Genre ist er ein Gott. Und sein Genre ist Scheiße") lehrt Journalisten, wie man täuscht. Wie man z. B. einen braven Staatsanwalt in Misskredit bringt, obwohl der doch bloß rote Socken trägt.
Toter Reporter
Über Richter Falcone, der im Mai 1992 in die Luft gesprengt wurde, schreibt man lieber nichts. Denn: Man würde sich’s mit der Cosa Nostra anlegen und mit der Polizei und mit den Carabinieri, die alle versagt haben. Das würde der Commendatore gar nicht gutheißen.
Der wahre Wahnsinn (die geheime NATO-Orgnisation Gladio) und Erfundenes (Mussolini wurde gar nicht hingerichtet) vermischen sich in einem Krimi mit einem Reporter, der eine Weltverschwörung aufdecken wollte. Jetzt ist er tot, und es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser Mord dem Commendatore gefällt, plop.
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