Übermalte Arnulf-Rainer-Bilder: „Attentat“ nach 25 Jahren geklärt
Arnulf Rainer feiert am 8. Dezember seinen 90. Geburtstag. In einem Interview, das der KURIER aus diesem Anlass mit ihm führte, erklärt der Künstler, wer vor 25 Jahren auf der Akademie der bildenden Künstler 38 seiner Werke übermalte - und damit zum Teil zerstörte.
Die Vorgeschichte: Im September 1994 übermalte eine unbekannte Person drei Duzend Bilder von Arnulf Rainer, die der Professor in der Akademie der bildenden Künste gelagert hatte, mit schwarzer Farbe. Nur die Signatur blieb sichtbar. Es handelte sich dabei um die Werke, die 1989 im Guggenheim Museum in New York ausgestellt waren.
Entdeckt wurde das „Attentat“ von Rainer selbst. Auf einem Bild hinterließ der Täter eine Botschaft: „Da beschloss er, Aktionist zu sein.“ Und mit einem weißen Kreis, den ein Strich durchkreuzt (wie das Zeichen für Durchschnitt), wurden alle übermalten Bilder markiert.
Rainer nannte 20 Verdächtige, darunter seine Studenten, alle wurden überprüft und schieden aus. Der Hauptverdächtige, ein Neonazi, war zur Tatzeit in Südtirol. Im Februar 1995 fand die Polizei nur eine Erklärung: Dass Rainer seine Werke selber überpinselt habe.
Er hätte als Einziger einen Schlüssel zu dem Raum besessen. Zudem hätte der Übermaler 3,5 Kilo Farbe (von der Art, wie Rainer sie selber verwendete) und Abdeckmöglichkeiten genötigt, er hätte mindestens 24 Stunden gearbeitet, sauber und gekonnt. Rainer sprach von einer „Hilflosigkeit der Polizei“. Warum der Künstler die Aktion gemacht haben sollte, war aber auch den Ermittlern ein Rätsel. Die Bilder waren nicht versichert. Dennoch wurden Rainer und seine damalige Managerin Gabriele Wimmer angezeigt, die Übermalung selbst inszeniert zu haben. Die Staatsanwaltschaft retournierte den Akt aber an den damaligen Chefkriminalisten Ernst Geiger für „weitere zweckdienliche Erhebungen“. Im November 1995 wurden die Vorerhebungen gegen Rainer eingestellt.
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