Twenty One Pilots live: Tolle Show, wilder Pop

Die Maske von Frontmann Tyler Joseph symbolisiert das Thema "Blurryface".
Die Amerikaner zeigten sich in der Wiener Stadthalle als beherzte Entertainer.

Es war das viertgrößte Konzert, das Twenty One Pilots je gespielt haben: 16.000 waren Samstag in die Wiener Stadthalle gekommen, um Sänger Tyler Joseph und Drummer Josh Dun zu sehen. Ein größeres Publikum hatten die beiden, die 2015 mit dem vierten Album "Blurryface" durchstarteten nur zuhause in den USA, wo sie in New York den Madison Square Garden mit je 24.660 Fans zwei Mal hintereinander ausverkaufen konnten.

Zaubertrick

"The Emotional Roadshow" haben sie diese Tour genannt – und bieten wirklich eine fulminante Show: Einmal taucht Joseph fast wie in einem Zaubertrick auf einem Podest am Rang auf. Ein anderes Mal läuft er – Crowdsurfing neu interpretiert – in einem roten Ballon über die Köpfe des Publikums. Und auf einer Bühne beim Mischpult spielen sie ein ausgedehntes Medley.

Dazu gibt es das, was Twenty One Pilots selbst als "Schizophrenic Pop" bezeichnen. Das Problem dabei: Statt Schizophrenic-Pop könnte man auch sagen, ihr Sound ist eine wirre Mischung, die aus allen Dekaden der Rock/Pop-Geschichte zusammen geklaut ist. Es gibt Hip-Hop, Dubstep-Versatzstücke, punkige Rhythmen, Klavier-Balladen-Passagen, Reggae und zwischendurch ein mit Ukulele interpretiertes "Can’t Help Falling In Love With You" von Elvis.

Twenty One Pilots’ Songs leben vor allem von der Dynamik dieser Mischung, von dem ständigen Wechsel aus eingängigsten Pop-Refrains und düsteren Rap-Strophen, aus akustischen Passagen und elektronischen Explosionen. Richtig markant sind aber nur wenige Lieder – zum Beispiel "Lane Boy" oder der Hit "Stressed Out".

Was den Abend trotzdem zwei Stunden lang unterhaltsam machte, war der beherzte Einsatz der beiden und die niemals überdrehte und doch immer spannende visuelle Umsetzung. Aus ihren Ressourcen holen sie zweifellos das Optimum raus.

KURIER-Wertung:

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