TV-Star Rosie O'Donnell: "Trump ist das Schlimmste"

Der US-TV-Star über Weinstein, Therapie und den US-Präsidenten.

Schauspielerin, Produzentin, Autorin, MTV-VJ, Kabarettistin, Talkshowmoderatorin. Es gibt weniges, das Rosie O’Donnell nicht gemacht hat. Sie war Aktivistin, als dieser Begriff nicht populär war und hielt nie den Mund, wenn es darum ging, Minderheiten zu verteidigen. Mit einer neuen TV-Serie und im offenen Kampf gegen Trump ist sie nun stärker da als je zuvor. Der KURIER traf die Powerfrau in Los Angeles:

KURIER: Sie waren in 55 Filmen und TV-Serien zu sehen, aber sind am Berühmtesten für Ihre Talkshows. War das Ihre erste Liebe?

Ich wollte nie Talkshowmoderator werden, sondern immer nur Schauspielerin, Broadwaystar, Sängerin. Ich war Kabarettistin, machte ein paar Sitcoms, die gefloppt sind, und hatte drei Sommerkinohits in Folge – "A League of Their Own", "Schlaflos in Seattle" und "Flintstones", was für eine füllige Komödiantin fast seltsam war. Ich wurde erst Talkshowmoderatorin, als ich ein kleines Kind hatte, das jetzt 22 ist. Ich wollte einen geregelten Job.

Ihr Sohn Parker ist bei den Marines, war das nicht sehr schwer zu akzeptieren für Sie?

Sehr schwierig. Aber er wollte das schon, als er noch sehr klein war. Er war sechs Jahre alt, als 9/11 passierte, und wir wohnten neben einer Feuerwehrstation. Er machte jeden Tag auf dem Weg von der Schule dort halt und sagte zu den Feuerwehrmännern: "Es tut mir so leid, dass eure Freunde gestorben sind, während sie versucht haben, andere zu retten." Und diese bulligen Typen begannen zu heulen. Und von da an malte er nur noch Soldaten und ging mit 14 auf die Militärschule. Mit 15 schleppte ich Parker mit zum Therapeuten und er meinte nur: "Können Sie meine Mutter medikamentös stärker einstellen?", was gleichzeitig verletzend und ehrlich war. Mein Therapeut sagt immer, ich übertreibe das Muttersein, was damit zu tun hat, dass ich ohne Mutter aufgewachsen bin. Sie starb mit 39 und hatte 5 Kinder. Ich habe 5 Kinder adoptiert, bin 55 und immer noch hier.

Sind Sie lange in Therapie?

Ja, klar. In meinem verrückten Leben? Mit einer Tochter, die nicht mehr mit uns spricht, weil wir dagegen waren, dass sie eine Klinik zu früh verlässt, für Geld Interviews an die Yellow Press gibt, und von einem Reporter erfahren muss, dass sich ihre Mutter, meine Exfrau Michelle, umgebracht hat?

Sie haben eine lange Geschichte mit Trump

Das sagen Sie so einfach? Ich verschlucke mich bei dem Gedanken. Ich war bei seiner Hochzeit mit Marla Maples, weil mein damaliger Co-Star mit ihr befreundet war und mich mitgenommen hat. Es war komplett irre, denn er hat im Atrium des Trump Tower geheiratet und auf dem Weg zum Altar allen Promis die Hände geschüttelt. Surreal. Wenn du wie ich in New York aufgewachsen bist, weißt du sehr genau, wer Trump ist. Die Lächerlichkeiten seiner misslungenen Airline, des gefloppten Wodkas, seine falsche Universität. Er ging zu Talkshows und log: "Mein Buch ist Nummer 1 auf der Bestsellerliste." War es nicht. Gestern sagte er: "Amerika hat die höchsten Steuern der Welt." Der ist doch nicht von dieser Welt. Seine geplante Steuersenkung? Die hilft den Superreichen. Leuten wie mir und ihm. Sonst niemandem.

Was sind die Auswirkungen dieser Präsidentschaft?

Er ist das Schlimmste, was unserer Nation je widerfahren ist, und wir können uns glücklich schätzen, wenn wir ihn überleben. Unser Status in der Welt ist auf eine Weise zerstört, die sich niemand vorstellen hätte können. Wie wir heute beurteilt werden aufgrund seiner Inkompetenz, war vor einem Jahr unvorstellbar. Er ist ein öffentlich Bediensteter, wie alle Politiker, aber er hat nie wem gedient außer sich selbst und seiner Familie. Seine Überheblichkeit wird alle, die er zu lieben vorgibt, vernichten, seine hochgelobte Tochter, ihren Mann, seine zwei Söhne. Sie alle werden im Gefängnis landen, genau wie er. Und was er alles tun wird, um das zu verhindern, sollte die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzen. Das ist übrigens das erste Mal, dass ich etwas über ihn gesagt habe. Ich schwieg fast ein Jahr, weil ich Angst hatte, was mir über die Lippen kommt.

Wie erklären Sie sich die Menschen, die ihn gewählt haben und die, die ihn immer noch verteidigen?

Das war ein Coup in den USA, ein Wahlbetrug mithilfe eines anderen Landes, und die werden alle verhaftet werden. (EX-FBI-Direktor Robert, Anm.) Mueller kriegt ihn, wir müssen es nur abwarten können. Das Problem ist, dass er ernsthaft geistesgestört ist, an narzisstischer Persönlichkeitsstörung leidet, und ich glaube, dass er auch Demenz hat und sicher Tablettensüchtig ist. Er sagt, er hat nie Alkohol getrunken, was allein schon verdächtig ist in meinen Augen. Die Medien haben dieses Monster kreiert. Wen ich nicht verurteile, sind seine Wähler. Die werden auch noch aufwachen.

Was sagen Sie zu dem anderen New Yorker, Harvey Weinstein? Sie waren in einem Film, den er produzierte.

Niemanden in Hollywood kann das überrascht haben, alle wussten davon, wenn auch vielleicht nicht in diesem Ausmaß. Ich war in M. Night Shamalyans ersten Film, Wide Awake, und er beschimpfte mich wüst, weil ich den Regisseur verteidigte, als Harvey den Film umschneiden wollte. Ich sagte, "Du kannst nicht Van Gogh sagen, er soll mehr blau verwenden, wenn du nicht das Bild malst, sondern nur den Rahmen baust." Darauf beschimpfte er mich, und ich sagte, "Mister Weinstein, das ist das letzte Gespräch, das wir je miteinander haben werden." Viele Schauspielerinnen haben die gleiche Geschichte wie Ashley Judd, und ich glaube ihnen allen. Wie auch den Frauen, die gegen Bill Cosby ausgesagt haben. Denn es ist verdammt schwer, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Frauen fürchten sich vor dem Mantel der Schande, wenn der Mantel in Wirklichkeit dem Sexualattentäter umgehängt gehört.

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