Trenklers Tratsch: Ein Privatissimum für Matthias Lilienthal

WIENER FESTWOCHEN: PK "PROGRAMM 2022": SLAGMUYLDER / VAKIANIS
Vorgänge bei den Festwochen sorgen für Empörung. Und nicht nur der Intendant: Auch der Kunstsektionsleiter geht zurück nach Brüssel.

Vielleicht hat sich Veronica Kaup-Hasler die Wien Holding zum Vorbild genommen. In diesem Mischkonzern, SPÖ-Finanzstadtrat Peter Hanke unterstellt, hält man ja nicht viel von Transparenz und besetzt nach Gutdünken – etwa das KunstHausWien mit Gerlinde Riedl, die zuvor keine Kompetenz in Sachen Kunst bewiesen hatte, aber die Pressesprecherin des ehemaligen SPÖ-Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny war. Jedenfalls: Die Kulturstadträtin verweigert alle Auskünfte im Zusammenhang mit den Festwochen.

Bekannt ist bloß, dass bis zum Ende der Ausschreibungsfrist Ende November 36 Bewerbungen eingegangen sind – und dass die Entscheidung, wer im Sommer 2023 auf Christophe Slagmuylder (er geht vor Vertragsende zurück nach Brüssel) folgt, im Februar bekannt gegeben werde. Daher befürchten manche, dass die Stadträtin eine Bestellung nach ihrem Gusto vornimmt. Dafür gibt es eine Reihe von Indizien.

 

Die Hearings sollen, wie man hört, Ende Jänner stattfinden. Wenn das stimmt, dürfte einer der Kandidaten exzellent vorbereitet erscheinen: Er bekam bereits ein Privatissimum bei Artemis Vakianis, der Geschäftsführerin des Festivals.

Was man ergänzend erwähnen muss: Vakianis war zuvor Geschäftsführerin des Festivals steirischer herbst – unter der Intendanz von Kaup-Hasler. Als Stadträtin in Wien nominierte Kaup-Hasler ihre ehemalige Mitarbeiterin in den Festwochen-Aufsichtsrat. Und aus dieser Position heraus folgte Vakianis auf den langjährigen Geschäftsführer Wolfgang Wais, der im Gegensatz zu seiner Nachfolgerin ohne persönliche Referentin ausgekommen war.

Wie auch in "News" süffisant kommentiert, handelt es sich beim bevorzugten Kandidaten um Matthias Lilienthal. Er hat zusammen mit Claus Philipp, dem Lebenspartner von Kaup-Hasler, ein Buch über Christoph Schlingensief herausgebracht. Als Leiter der Münchner Kammerspiele (bis 2020) betrieb der "Berliner Bohemien mit Lust aufs Quatschen" (Selbstdefinition 2017 im "Standard"-Interview) Stammpublikumsvertreibung: Er "versucht, eine Gesellschaft durcheinanderzubringen" und formuliert Theater "als einen Angriff auf Gefühlswelten". Michael Ludwig, Wiens Bürgermeister, soll bereits bekniet worden sein, dem Spuk ein Ende zu bereiten.

 

Ihr Tratschpartner hofft inständig, dass zumindest Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer weiterhin faire Bestellungsverfahren ermöglicht. Im Bund gibt es heuer etliche interessante Jobs neu zu besetzen. Denn der Vertrag von Roland Teichmann, Geschäftsführer des Österreichischen Filminstituts, läuft im Juni 2024 aus. Sabine Haag ist bis Ende 2024 Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums. Und dann wäre noch das Urgestein Klaus Albrecht Schröder, der bereits seit Anfang 2000 die Albertina leitet. Ob er allerdings gewillt ist, mit 69 in Pension zu gehen? Im ersten Quartal werden Albertina und KHM ausgeschrieben, das ÖFI folgt voraussichtlich im zweiten Quartal.

Sicher sind Veränderungen in der Kunst- und Kultursektion. Denn drei der elf Abteilungen müssen neu besetzt werden. Zudem wurde der im Sommer 2022 ausgelaufene Vertrag von Jürgen Meindl, 2017 vom damaligen SPÖ-Kulturminister Thomas Drozda zum Leiter bestellt, nicht verlängert. Die Zusammenarbeit mit Mayer dürfte nicht friktionsfrei gewesen sein. (Wie fiel die Entscheidung, dass Drozda im Vorjahr Präsident der Josefstadt wurde?) Nun wurde bekannt, dass der Jurist im Juli nach Brüssel zurückkehrt – wieder als Botschafter in Belgien und Ständiger Vertreter bei der NATO. Der Job wird daher von Kulturminister Werner Kogler ausgeschrieben.

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