Stellen Sie sich vor, Sie setzen auf eine schwarze Zahl, es kommt aber eine rote – und dann ziehen Sie schnell Ihren Einsatz zurück. Wäre doch fein. So ähnlich muss man sich das vorstellen, was am Dienstag gegen Mittag passiert ist. Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer bat, wie man hört, Martin Kušej, den Burgtheaterdirektor bis zum Sommer 2024, zu einem Gespräch. In diesem teilte sie ihm kurz und bündig mit, dass sein Vertrag nicht verlängert werde. Vielleicht legte sie ihm ihre Beweggründe dar, vielleicht erwähnte sie auch dessen angeblich herrisches Auftreten vor ein paar Wochen bei der Premierenfeier von „Dämonen“.
Jedenfalls: Kušej zog wutschnaubend von dannen – und sogleich, in einer Presseaussendung, seine Bewerbung zurück. Also zu einem Zeitpunkt, als er bereits wusste, dass die Entscheidung zu seinen Ungunsten gefallen war.
Aber noch jemand war am Dienstag enttäuscht. Und zwar Maria Happel. Immerzu hatte es geheißen, dass Mayer eine Frau suche. Daher hatte sich die Burgschauspielerin, Intendantin der Festspiele Reichenau, beworben. Und nun wurde sie düpiert. Denn Mayer fand doch keine Frau. Oder sie hatte zu lange gezögert (dem Vernehmen nach soll eine Wunschkandidatin die Reißleine gezogen haben). Jedenfalls: Heute, Mittwoch, geben Mayer und Kulturminister Werner Kogler (Grüne) einen Nachfolger für Kušej bekannt.
Da tat sich schlagartig ein weites Feld an Möglichkeiten auf. Und doch kristallisierte sich ein Favorit heraus. Tatsächlich: Stefan Bachmann wird der neue Direktor. Der Schweizer Regisseur, 1966 in Zürich geboren, ist seit 2013 Intendant des Schauspiels Köln. 2021 wurde sein Vertrag nochmals verlängert – nun bis 2026. Aber das stellt kein großes Problem dar. Was Bachmann auszeichnet: Er hat mehrfach an der Burg inszeniert (er erhielt für „Verbrennungen“ einen Nestroy) – und die österreichische Theaterliteratur von Nestroy bis zu Bauer und Jelinek ist ihm vertraut.
Kommentare