mdw-Rektorin Ulrike Sych war erleichtert. Sie hatte den Professor im April jenes Jahres fristlos entlassen: „Machtmissbrauch an jungen Menschen kann ich nicht tolerieren.“ Ihr ging es vor allem darum, dass N. keinen Kontakt mehr zu den Studenten haben sollte. Jedenfalls nicht am Uni-Gelände.
Diese Einigung hatte Auswirkungen auf den Wikipedia-Eintrag, der zuvor mehrfach von einer Person mit einem eigenartigen Benutzernamen (so geschrieben, wie der ungarische Name N. ausgesprochen wird) bearbeitet worden war. Denn plötzlich war zu lesen, dass N. „von 2009 bis zu seiner Emeritierung 2018“ Professor gewesen sei. Der Musiker wird demnächst erst 54 Jahre alt. Das Wort „Emeritierung“ wurde daraufhin von einem anderen Bearbeiter gelöscht.
Für Aufregung sorgte aber nicht nur die euphemistische Darstellung auf Wiki: N. tauchte mehrfach in der Universität auf – z.B. bei einem Konzert. Ein Student beklagte gegenüber seinem neuen Lehrer, dass ihn die überraschende Anwesenheit von N. nervös gemacht habe. Sych wurde schriftlich gebeten, Studenten fürderhin nicht einer solchen Stresssituation auszusetzen. Was zu kreativen Maßnahmen führte: Man verlegte eine Diplomprüfung, der N. beiwohnen wollte, kurzerhand auf den Abend. Und da musste der Cellist in der Staatsoper seinen Dienst verrichten.
Alles andere als glücklich
In der Musikuniversität brodelt es seither. Und auch ein Philharmoniker erklärte Ihrem Tratsch-Partner, dass etliche seiner Kollegen mit dem Verhalten von N. alles andere als glücklich seien. Auch deshalb, weil die Solo-Cellisten tief verfeindet seien. Es hätte sogar ein Gespräch des Philharmoniker-Vorstands mit Christian Kircher, dem Chef der Bundestheater-Holding, Staatsoperndirektor Dominique Meyer und dessen designierten Nachfolger Bogdan Roščić gegeben.
Auf Nachfrage gab Kircher bekannt: „Unser Informationsstand ist, dass das Verfahren mit der Universität für Musik und darstellende Kunst noch nicht abgeschlossen ist. Sollte die Entlassung zu Recht erfolgt sein, besteht auch für die Geschäftsführung der Wiener Staatsoper Handlungsbedarf.“
In der Tat, wie Ihr Tratsch-Partner eruierte: N. ließ das Verfahren doch nicht „ewig ruhend“ stellen. Er wechselte erneut den Rechtsbeistand – und lässt, nun vertreten von Harald Hauer, den Prozess fortsetzen. Am 25. Februar findet am Arbeits- und Sozialgericht die nächste Tagsatzung statt.
Hauer sagt, dass sein Mandant an einer Berichterstattung über den Prozess nicht interessiert sei. Der von der Richterin einst geforderte Einkommensnachweis, den N. schuldig geblieben war (weil er Einkünfte und Vermögen hat, also nicht auf das Professorengehalt angewiesen sein dürfte), werde nun nicht vonnöten sein, sagt Hauer. Spannend wird die Frage, ob die Richterin dem Cellisten noch einmal zum Vergleich rät. Denn im Urteil könnte, sagte sie andeutend, möglicherweise etwas stehen, das er lieber nicht drinnen hätte.
Kommentare