Den tiefsten Treffer landete die in New York weilende Kulturstadträtin in ihrer Videobotschaft. Paulus Manker hatte sie in einem Gastkommentar, am 12. Oktober vom KURIER veröffentlicht, angegriffen. Sie könne, konterte Veronica Kaup-Hasler, seine Enttäuschung, nicht zum Volkstheaterdirektor ernannt worden zu sein, verstehen. Andererseits: Zwei Inszenierungen in drei Jahrzehnten (sie meinte die opulenten Großproduktionen „Alma“ und „Die letzten Tage der Menschheit“ an) seien nicht viel.
Für die beste Unterhaltung sorgte übrigens die via Skype auf die Leinwand projizierte Mimik von Elisabeth Orth bei der Laudatio von Ex-Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann. Und das Mikrofon auf dem Catwalk, das vielen zu tief montiert vorkam, hätte sich einen Nestroy für das beste Requisit verdient: Nicht nur der 1,93 Meter große Elias Eilinghoff (bester Nebendarsteller) machte einen prächtigen Buckel, um seine Worte verstärkt hallen zu lassen. Maria Happel hingegen strahlte als beste Preisüberreicherin: „Das Mikro ist für mich eingerichtet!“
Für kritische Worte sorgten nicht so sehr die Ausgezeichneten, sondern jene, die Kuvers öffnen durften, etwa Grischka Voss, die sich über mangelhafte Förderstrukturen beklagte, und Stefano Bernhardin, der im Women-Life-Freedom-T-Shirt Menschrenrechte für alle forderte. Zitternd wie Espenlaub fragte Herr Finnland, Mastermind von Nesterval, was der Nestroy wert sei – in dieser Zeit der Krisen. Um mit der Behauptung zu schließen: „Theater muss der Ort des Dialogs, gegen Gewalt, Unterdrückung und Nationalismus bleiben!“
Dominant war leider die mantraartig wiederholte Behauptung, dass eine Auslastung von nur 50 Prozent das neue Ausverkauft sei. Selbst die fürs Lebenswerk ausgezeichnete Orth übermittelte den Appell: „Bleiben Sie gesund und füllen Sie wieder unsere Theatersäle!“
Schuld ist immer die Pandemie, nie das Angebot. Jedenfalls im Sprechtheater. Preisüberreicherin Mercedes Echerer gestattete sich trotzdem den Hinweis, dass vielleicht auch die Theater mehr tun müssten – an Vermittlungsarbeit.
Und Lotte de Beer wehrte sich gegen die latente Depri-Stimmung. Sie war als strahlende Volksoperndirektorin natürlich fehl am Platz beim Theaterpreis. Sie konnte im Interview mit Nadja Bernhard nur beteuern: In ihrem Haus sind Vorstellungen tatsächlich ausverkauft.
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