Als Schnupferich Himbeeren rauchte

Mumin und seine Freundin, das Snorkfräulein: Lars Jansson übernahm den Comicstrip von seiner Schwester und zeichnete bis 1975
Die finnische Mutter der Mumins wäre heuer 100 Jahre alt geworden.

Als Schnupferich Himbeeren gerauchte hat (aber immer nur sonntags); und als das Snorkfräulein spielen wollte, es sei wunderschön und werde entführt; und als der Muminvater zu seiner Nacktheit Zylinder trug und die Muminmutter für ihren Sohn Schiffchen aus Rinde bastelte ... da konnte man verträumt aufwachsen.

(Es sei denn, man brauchte echt harten Stoff wie Pippi Langstrumpf.)

2014 ist ein gutes Jahr für die Finnin Tove Jansson. Sie ist allerdings seit zwölf Jahren tot.

Nächste Generation

Man gedenkt ihres 100. Geburtstages, und ihre alten Mumin-Trolle sind für die nächste Generation fit gemacht worden: Die Romane ab 1945 („Eine drollige Gesellschaft“, „Komet im Mumintal“ ...) sind großteils auf Deutsch erhältlich.

Dazu kommen die gesammelten Comicstrips ab 1954: Tove Jansson – Vater Bildhauer, Mutter Grafikerin – hatte in Stockholm, Helsinki und Paris Malerei studiert; sie wurde als Illustratorin und als Autorin weltberühmt.

Auf sechs Bände sind die Comics im Berliner Reprodukt Verlag angewachsen. Im aktuellen Buch ist man bei Mumin, der Vegetarier wird, im Jahr 1961 gelandet: Lars Jansson übernahm sehr qualitätsvoll; und überraschte mit britischem Humor.

Lars war Toves um zwölf Jahre jüngerer Bruder. (Er starb 2000, ein Jahr vor der Schwester.) Er hatte auch an der japanischen Zeichentrickfilmserie mitgezeichnet; aber ihr mangelte es am Mumintaler Charme.

Der erste Mumin, den Tove Jansson gezeichnet hatte, war übrigens Kant. Sie mochte Kants Philosophie nicht, deshalb zeichnete sie „die hässlichste Kreatur, die man sich vorstellen kann“ auf die Klowand und schrieb „Kant“ darunter.

Kein Massaker

Als Schnupferich Himbeeren rauchte

Schön ist auch, dass ihr weises „Sommerbuch“ im Lübbe Verlag neu aufgelegt wird: Erzählungen, die etwas aus der heutigen Zeit gefallen sind, in der das Alter oft mit einem Massaker in Verbindung gebracht wird.

Nicht so in Tove Janssons „Sommerbuch“, wenn eine Großmutter mit ihrer Enkelin Sophia auf einer Schäreninsel die Ferien verbringt: Man kann durchaus Spaß haben, wenn man nicht mehr so jung ist.

Irgendwann wird man sich halt wundern, dass es gar nicht der Heringsdampfer ist, dessen Hämmern auf dem Meer zu hören ist.

Es sind die eigenen, letzten Herzschläge.

KURIER-Wertung:

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