Beste Stimmung für banale Songs

Der Graf, Mastermind von Unheilig, nimmt Abscheid von den Wiener Fans.
Montagabend starteten Unheilig ihre Abschiedstournee mit einem umjubelten Konzert in der Wiener Stadthalle.

Der Anfang vom Ende begann für Unheilig Montag in der Wiener Stadthalle. Weil sich Band-Mastermind Der Graf zu seinem jüngstes – und letzten – Album „Gipfelstürmer“ von den hiesigen Alpen inspirieren ließ, musste er seine Abschiedstournee in Österreich starten.

Gipfelstürmer Express“ hat er diese Tour genannt. Entsprechend geht es mit dem Tröten eines Zugs-Horns und Lok-Geräuschen los. Die Drums stimmen in das Stampfen ein und Der Graf beginnt zu singen: „Lass uns gemeinsam träumen, auf den Gipfel hochzugehen, lass uns fest daran glauben, einmal oben zu stehen.“

Bilder vom Konzert

Beste Stimmung für banale Songs

KONZERT: UNHEILIG
Beste Stimmung für banale Songs

KONZERT: UNHEILIG
Beste Stimmung für banale Songs

KONZERT: UNHEILIG
Beste Stimmung für banale Songs

KONZERT: UNHEILIG
Beste Stimmung für banale Songs

KONZERT: UNHEILIG
Beste Stimmung für banale Songs

KONZERT: UNHEILIG
Beste Stimmung für banale Songs

KONZERT: UNHEILIG

Es ist symptomatisch für das, was zwei Stunden lang folgt. Unheilig-Songs sind triviale Aminations-„Lyrik“ von der Sorte „Du schaffst das“ oder „Gemeinsam sind wir stark“ – gepaart mit banalen Schlagermelodien, die über mit Keyboards zugeschmierten, rockigen Gitarren liegen.

Beste Stimmung für banale Songs
epa04693956 German singer 'Der Graf' of band Unheilig performs during a concert in Vienna, Austria, 06 April 2015. EPA/HERBERT P. OCZERET no restriction apply

Nur zwei, drei Mal klingt Der Graf ein bisschen nach Rammstein, gebärdet sich vorne am weit ins Publikum ragenden Steg wie Till Lindemann. Zumeist aber überwiegen Midtempo-Songs und kitschigere Sounds. Der Graf tänzelt auf dem Steg vor und zurück oder steht beim Mikro, die Arme ausgebreitet, die Augen geschlossen, wenn er Plattitüden wie „Lasst uns alle Helden sein, jeder von uns für einen Tag“ singt.

Schon nach 45 Minuten hat das von der Substanz her Abnützungserscheinungen. Alles scheint sich zu wiederholen: Die Melodien, die Botschaften der Songs und die ewigen Berg- Videos zwischen den Show-Sequenzen. Trotzdem nehmen 12.500 Fans in der ausverkauften Stadthalle die Show begeistert auf. Denn wer diese Substanz mag, wird hier prächtig bedient: Es ist deutlich zu spüren, dass der Graf liebt, was er tut, hinter jedem Ton und jedem Text steht. Eine Qualität, die immer mitreißt, immer beste Stimmung garantiert.

Dazu erzählt Der Graf, dass er alle Videos in Zell am See gedreht hat, weil er dort immer auf Urlaub ist. Dass das die Abschiedstournee ist, weil er sich danach der Familie widmen will. Auch wenn er sich bedankt, erklärt, wie toll das ist, was er in den letzten Jahren erleben durfte, ist klar, dass es ihm von Herzen kommt.

So reißt es zum Schluss alle von den Sesseln. Die Wiener tragen Unheilig mit dem schönsten Massenchor durch „Geboren um zu leben“. Ehrlich gerührt kommt Der Graf für eine Zugabe auf die Bühne zurück. Das letzte Wien-Konzert seiner Unheilig-Karriere beschließt er – perfekt passend und triumphal gefeiert – mit „Zeit zu gehen“.

KURIER-WERTUNG:

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