Tosca: Tanzbar statt mystisch

Tosca: Tanzbar statt mystisch
Mit "Outta Here" wendet sich das Elektronik-Duo Tosca Blues, Soul und Funk zu.

Eigentlich haben wir all diese Klischees immer vermieden. Wir wollten unsere Musik anders als andere Bands vermitteln. Aber jetzt nehmen wir uns Versatzstücke daraus, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen."

Richard Dorfmeister, eine Hälfte des Wiener Elektronik-Duos Tosca, spricht im KURIER-Interview über das eben erschienene Album "Outta Here" – über den neuen Sound, den er und sein Schulfreund Rupert Huber dafür kreiert haben. Denn der steht in totalem Kontrast zu den sphärischen Ambient-Klängen des Vorgängers.

"Outta Here" ist von tanzbaren Beats bestimmt, von Songs, die von Funk, Blues und Soul beeinflusst sind und zuweilen sogar poppiges Flair haben. Ergeben hat sich das aus den Live-Auftritten und einer USA-Tournee: "Diese Energie haben wir aufgenommen und sind dadurch auch im Studio viel mehr auf das Publikum zugegangen. Wobei das keine bewusste Entscheidung war, sondern ein Prozess, der sich langsam entwickelt hat."

Combo

Ein Prozess, der für Tosca eine neue Musiker-Konstellation hervorgebracht hat. Denn für "Outta Here" arbeiteten Dorfmeister und Huber nicht mehr mit verschiedenen Gastsängern, sondern haben zwei fixe Mitglieder ins Boot geholt: Rob Gallagher wurde in den späten 80er-Jahren als Chef der britischen Acid-Jazz-Formation Galliano berühmt, Cath Coffey ist Mitglied der Stereo MCs.

"Die Band sind nach wie vor wir", betont Rupert Huber. "Zu viert sind wir eine Combo. Denn Cath und Rob leben in England und wir können nicht einfach so zusammenkommen und gemeinsam arbeiten. Wir mussten viel übers Internet machen."

Auch die Auswahl der Sänger war ein Prozess: "Wir haben auch andere ausprobiert", erklärt Huber. "Aber letztlich war es wie am Heiratsmarkt: Die beiden haben am besten zu uns gepasst."

Einerseits, sagt er, weil es menschlich und stimmlich passt. Andererseits, weil die beiden perfekte Texte schreiben. "Ihre Lyrics sind in zwei Richtungen interpretierbar. Zum Beispiel beim Titelsong ,Outta Here‘: Da kann der Typ in diesem Club einfach nur Spaß haben. Andererseits könnte man auch denken, er wird gleich wahnsinnig und muss hier raus. Unsere Musik hat auch immer eine helle und eine dunkle Ebene."

Tatsächlich ist bei aller Tanzbarkeit der neuen Songs immer auch ein dämonischer Underground-Unterton spürbar. So seien sie eben, sagt Richard Dorfmeister. Und immer schon gewesen.

Nischen-Musik

Selbst als er (zusammen mit Peter Kruder im Duo Kruder & Dorfmeister) Ende der 90er-Jahre weltweit als Pionier des Downbeat gefeiert wurde und den "Vienna Sound" als Fixpunkt der elektronischen Musik-Szene etablierte, sagt er, sei seine Musik nur ein Nischen-Produkt gewesen: "Da hatten wir nur das Glück, das Richtige zur richtigen Zeit zu machen. Und das hat halt damals sehr weite Kreise gezogen."

Über die Gründe, warum die 2011 angedachte Reunion von Kruder & Dorfmeister wieder abgesagt ist, bleibt er vage: "Es stimmt, dass wir damals an einem neuen Album gearbeitet haben. Aber jetzt habe ich mit Tosca einen ganz anderen Fokus."

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