Der Tiger röhrte zu Blues und Country

Tom Jones fühlte sich in Wien so wohl, dass er versprach, wieder zu kommen.
Tom Jones gab sich in Wien ganz den Sounds seiner amerikanischen Wahlheimat hin.

Am Nachmittag war Tom Jones in Wien spazieren. Wunderbar! Danach zum Dinner. Auch wunderbar! Jetzt steht der 75-Jährige auf der Bühne der Wiener Stadthalle, erzählt das seinem Publikum und hofft: Was jetzt folgt, wird mindestens genauso wunderbar.

Der Beginn seines Konzerts war dafür schon einmal vielversprechend: Mit dem John-Lee-Hooker-Cover "Burning Hell" und rauem Blues startete der in Los Angeles lebende Brite in das Set. Was dabei sofort auffiel: Tom Jones’ Stimme hat nichts an Kraft verloren. Egal, ob er hoch oder tief singt, das unverkennbar röhrende Organ in seiner Kehle, macht dem Spitznamen "Tiger" immer noch jede Ehre.

Eigenartig

Was – nicht nur anfänglich – eigenartig anmutet, sind die Videos, die am Bühnenhintergrund laufen: Nie zeigen sie das Live-Geschehen. Stattdessen Kerzen, Sterne, Laternen, Feuer und tanzende Strich-Männchen mit Tierköpfen . Alles – wenn nicht kitschig – zumindest unelegant. Auf jeden Fall ohne erkennbares Konzept.

Ein Konzept gibt es dafür beim Sound. Da konzentriert sich Jones – unterstützt von einer neunköpfigen Band mit Bläsern – ganz auf die Traditionen seiner amerikanischen Wahlheimat, pendelt zwischen Blues, Country, Gospel, Boogie und Swing. Kann gut sein, dass das der Grund dafür ist, dass in der Stadthalle diesmal recht spät Stimmung aufkommt. Denn auch seine Hits – sogar den bombastischen Pop-Schlager "Delilah" – packt der zum Sir geadelte ehemalige Staubsauger-Vertreter in derartige Arrangements. Und Favoriten wie "She’s A Lady", "Help Yourself" und "What’s New Pussycat" lässt er ganz aus. Vielleicht passen sie nicht in dieses Konzept.Vielleicht hat Jones sie aber auch schon satt.

Egal. Es gibt andere – unerwartete – Gänsehaut-Momente. Etwa das Leonard-Cohen-Cover "Tower Of Song" oder den auf Jones’ Stimme und schwebende Gitarrenakkorde reduzierten "Elvis Presley Blues".

Bei "Leave Your Hat On" reißt es dann die nur 4300 Besucher doch noch von den Sitzen. Zwar spart der unverwüstliche Frauenschwarm angesichts seines Alters mit lasziven Hüftschwüngen (und die Damen mit BH-Würfen). Aber jetzt braucht es derartige Animation auch gar nicht mehr. Denn jetzt wird aus dem vorher höflich applaudierenden Publikum doch noch die verzückte Fan-Gemeinde, die dem Tiger in dieser Halle schon so oft zu Füßen gelegen ist.

KURIER-Wertung:

Der Tiger röhrte zu Blues und Country
Tom Jones in Wien
Der Tiger röhrte zu Blues und Country
Tom Jones in Wien
Der Tiger röhrte zu Blues und Country
Tom Jones in Wien
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Der Tiger röhrte zu Blues und Country
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