Tom Jones bringt die Damen zum Schnurren

Tom Jones bringt die Damen zum Schnurren
Kritik: "Tiger" Tom Jones brüllte am Montag auf der Mörbischer Seebühne und machte mit seiner schweren Anpacker-Stimme auch aus banalsten Liedchen eine erotisierende Sensation.

Büstenhalter und Höschen fliegen schon lange keine mehr auf die Bühne. Heute ist das un­gebrochene Entzücken der überwiegend älteren weiblichen Fans weniger an deren Wurfbereitschaft als an deren glänzenden Augen abzulesen.

Tom Jones, mit 72 Jahren Paläolithikum der Pop-Branche, hatte auf sie an der frischen Luft von Mörbisch am Montag die belebende Wirkung von Klosterfrau Melissengeist.
Der Bergarbeitersohn und ehemalige Staubsaugervertreter mit der rauchig-kratzigen Drei-Oktaven-Stimme – von der Queen zum Sir geadelt – war stets der Smoking-Sänger des kleines Mannes. Und der großen Mädchen.

Backstage

Im Burgenland wollten sich schon vor der Show Dutzende Frauen mit dem walisischen Popstar fotografieren lassen. Um 21.35 Uhr beginnt die Jukebox zu dröhnen, bis die Koteletten brennen. Als Amuse-Gueule gibt’s "Hit Or Miss", ein Schmankerl aus "Spirit in the Room" (Universal), dem 40. Studioalbum in Jones’ fast 50-jähriger Karriere, und "Mama Told Me Not to Come".

Jones witzelt über die Gelsen, die von seinen weißen Haaren angelockt werden. Unter dem Sternenhimmel weht ein Hauch von Testosteron von der Seebühne herüber. Die schwere Anpacker-Stimme macht auch aus banalsten Liedchen eine erotisierende Sensation: "I’ve been in love so many times ..." Dann zur Muschikatze erstmals kollektives Schunkeln: "What’s New Pussycat", eigentlich eine dämliche Hommage an alle Girlies, denen Puderdose, Lippenstift und Hüftschwung den Verstand ersetzen.

Zum Mitwippen

Aber Tom Jones lässt sich nicht auf vertonten Sex reduzieren.

Er mischt Memphis Soul mit Otis Redding ("Hard To Handle") unter den Sixties-Soul-Pop, wechselt ins Country-Genre mit "Green, Green Grass of Home", dem Song vom heimwehkranken einsamen Wolf, und covert schließlich einen Blues von Howlin’ Wolf und "Tower of Song" von Leonard Cohen.

Entfesselte Gitarren im zehnköpfigen Ensemble machen klar: Das ist ein Rock­konzert und keine Schlagerparade, auch wenn – Tom Jones erinnert daran – Peter Alexander einmal "Delilah" gesungen hat, die vom eifersüchtig Gehörnten gemeuchelt wird.

"Sex Bomb", explosiv wie eh und je, bringt das Auditorium generationenüberschreitend auf die Beine und aus dem Häuschen. Und es entspricht dem sprühenden Charme von Tom Jones, dass er seinerzeit darauf bestanden hat, den Text von "I’m a sex bomb" in "You’re my sex bomb" abzuändern.

KURIER-Wertung: **** von *****

INFO: Am Donnerstag tritt Tom Jones in der TipsArena Linz auf (20 Uhr)

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