Todesfälle 2024: Um diese Menschen trauert die Kulturwelt
Es sind internationale Giganten gestorben und lieb gewonnene Kultfiguren; Menschen, die durch ihre Kunst viel Freude oder Erstaunen spendeten, und mancher, dessen Leben voller Kontroversen war. Von diesen Kulturschaffenden mussten wir uns 2024 verabschieden:
Er galt als der schönste Mann der Welt, oder zumindest des französischen Films: Alain Delon (8. 11. 1935–18. 8. 2024) wurde mit Filmen wie „Der eiskalte Engel“, „Der Swimmingpool“, „Der Panther“ oder „Nur die Sonne war Zeuge“ zum Star. Seine Beziehung mit Romy Schneider gab viel Stoff für die Klatschpresse ab.
Eine einzigartige Erscheinung war Schauspielerin Maggie Smith (28. 12. 1934–27. 9. 2024): Sie war für mehrere Generationen ein Weltstar, zuletzt wohl am präsentesten durch die „Harry Potter“-Filme. Ihr scharfer Humor und ihr unverwechselbarer Tonfall bleiben präsent.
Auch Shannen Doherty (12. 4. 1971–13. 7. 2024) prägte mehr als eine (TV-)Generation, als Brenda Walsh in „Beverly Hills, 90210“ und Prue Halliwell in „Charmed“.
Der deutsche Filmregisseur Michael Verhoeven (13. 7. 1938– 22. 4. 2024) hat sich als kritischer Mahner einen Namen gemacht, der schwierige Stoffe nicht scheut. Privat war 60 Jahre die österreichische Schauspielerin Senta Berger an seiner Seite. Die österreichische Schauspielerin Elisabeth Trissenaar (13. 4. 1944–14. 1. 2024) ist nicht zuletzt durch ihre Arbeit mit Rainer Werner Fassbinder bekannt geworden. Im Salzburger „Jedermann“ spielte sie mehrmals die Buhlschaft.
Die Schauspielerin Karin Baal (19. 9. 1940–26. 11. 2024) galt, nachdem sie in den 1950er-Jahren mit „Die Halbstarken“ bekannt geworden war, als deutsche Antwort auf Brigitte Bardot. Ruth Maria Kubitschek (2. 8. 1931–1. 6. 2025) prägte das deutsche Fernsehen und erlangte Kultstatus an der Seite von Helmut Fischer als Annette von Soettingen alias „Spatzl“ in der TV-Serie „Monaco Franze“. Fritz Wepper (17. 8. 1941–25. 3. 2024) war u. a. für „Derrick“ und „Um Himmels Willen“ bekannt – und beliebt.
Eine Kategorie für sich war Sängerin und Schauspielerin Caterina Valente (14. Jänner 1931–9. 9. 2024): „Signora Wirtschaftswunder“ kleidete den Nachkriegsaufschwung in bekömmliche Lieder wie „Tschau, Tschau Bambina“ (1959), „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini“ (1960) oder „Quando, quando, quando“ (1962) – und war dabei eine große Künstlerin. Valente schaffte es in den USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und Großbritannien in die Charts. Sie spielte an der Seite von Peter Alexander, hatte ihre eigene „Caterina Valente-Show“ und war Gast in Sendungen wie „Musik ist Trumpf“ oder „Der Goldene Schuss“.
Gigant der Popmusik
Der Produzent und Musiker Quincy Jones (14. 3. 1933–3. 11. 2024) hat über Jahrzehnte jene Musik geprägt, die die Menschen am liebsten hören. Er produzierte das erfolgreichste Album der bisherigen Geschichte, Michael Jacksons „Thriller“, und arbeitete mit Größen wie Frank Sinatra, Miles Davis, Ray Charles oder Ella Fitzgerald.
Der deutsche Popmusik-Produzent und Ex-Schlagersänger Frank Farian (18. 7. 1941–23. 1. 2024) wiederum prägte das, was Deutschland und Österreich hörten: Er war der Mann hinter Boney M. und Milli Vanilli. Mit „Daddy Cool“ oder „Rasputin“ hat er tanzbare Welthits erschaffen.
Die französische Sängerin Françoise Hardy (17. 1. 1944–11. 6. 2024) wurde vom Rolling Stone in seine Liste der 200 größten Sängerinnen und Sänger aller Zeiten aufgenommen – als einzige Vertreterin Frankreichs.
Ein Weltstar der Weltmusik war Sergio Mendes (11. 2. 1941–5. 9. 2024), der u. a. mit seinem Hit „Mas que nada“ die brasilianische Musik bekannt machte. Countrysänger Kris Kristofferson (22. 6. 1936–28. 9. 2024) galt als einer der bedeutendsten Songwriter überhaupt. 1977 gewann er an der Seite von Barbra Streisand einen Golden Globe Award für die Rolle eines ausschweifenden Rockstars in „A Star is Born“.
Und mit Liam Payne (29. 8. 1993–16. 10. 2024) starb ein Idol der jüngsten Generation: Payne war Sänger der Boyband One Direction und auch nach deren Trennung erfolgreich.
In über 150 Filmen, von Fellini bis zu den „Hunger Games“, wirkte Donald Sutherland (17. 7. 1935– 20. 6. 2024) mit. Auch die französische Schauspielerin Anouk Aimée (27. 4. 1932–18. 6. 2024) drehte mit den großen Regisseuren wie Altman und Fellini. Ex-Footballer und Ex-Schauspieler („Die nackte Kanone“) O. J. Simpson (9. 7. 1947–10. 4. 2024) wurde in einem spektakulären Mordfall freigesprochen, ein prägender Moment für die USA.
Das Burgtheater und die Theaterwelt trauern um zwei ehemalige Burg-Direktoren: Achim Benning (20. 1. 1935–30. 1. 2024) und Gerhard Klingenberg (11. 5. 1929–18. 6. 2024) prägten das Haus.
Mit den Festspielen Reichenau hat Theatermacher Peter Loidolt (9. 3. 1945–Februar 2024) ein erfolgreiches Stück Theatergeschichte geschrieben
Zwei Giganten der zeitgenössischen Musik waren die Komponisten Wolfgang Rihm (13. 3. 1952– 27. 7. 2024) und Aribert Reimann (4. 3. 1936–13. 3. 2024). Der japanische Stardirigent Seiji Ozawa (1. 9. 1935–6. 2. 2024) war Österreich auf das Engste verbunden, nicht zuletzt als Musikdirektor der Wiener Staatsoper (2002–2010).
Auch die Literaturwelt trauert
Paul Auster (3. 2. 1947–30. 4. 2024) bestimmte den Sound einer Stadt, New York, und lebte eine erstaunliche Intellektuellen-Ehe mit Autorin Siri Hustvedt. Seinen Polt begleitete man liebend gern bei den Ermittlungen im Weinviertel: Alfred Komarek (5. 10. 1945–27. 1. 2024) schuf mit dem Dorfpolizisten ein unterhaltsames und bleibendes Stück Austro-Literatur. Der Bücher- und Menschenfreund Christian Brandstätter (21. 9. 1943–24. 1. 2024) sorgte mit seinem 1982 gegründeten Verlag für viele Prachtbände.
Die Autorin Ilse Helbich (22. 10. 1923–26. 1. 2024) begann erst mit 65 zu schreiben und hinterließ ein umfassendes Werk. Sie starb 100-jährig; ihr Lyrikdebüt „Im Gehen“ veröffentlichte sie mit 94 Jahren.
Die Kunstwelt musste sich von einem großen Österreicher verabschieden: Der Performer, Bild-Dichter, Zeichner und Autor Günter Brus (27. 9. 1938–10. 2. 2024) war Mitbegründer des Wiener Aktionismus. Seine „Uni-Ferkelei“ – gemeinsam mit Otto Muehl, Peter Weibel und Oswald Wiener – ist bis heute legendär.
Der US-amerikanische Künstler Richard Serra (2. 11. 1938–26. 3. 2024) galt als einer der wichtigsten Bildhauer der Gegenwart. Frank Stella (12. 5. 1936–4. 5. 2024) schockte die Kunstwelt in den 1950er-Jahren mit seinen komplett schwarzen Gemälden – und wurde zu einem der renommiertesten Künstler der Gegenwart. Der österreichische Maler Jürgen Messensee (29. 8. 1936–wahrscheinlich 12. 9. 2024) galt als Einzelgänger in der österreichischen Kunstszene, der zu den wichtigsten Künstlern seiner Generation zählte. Daniel Spoerri (27. 3. 1930–6. 11. 2024) wurde mit seiner „Eat Art“ berühmt. Und Stardesigner Roberto Cavalli (15. 9. 1940–12. 4. 2024) arbeitete dort, wo Mode und Kunst ineinander übergehen.
Elisabeth Leopold (3. 3. 1926– 14. 8. 2024) war weit mehr als die „Sammlerwitwe“: Dass ihr Mann Rudolf Leopold in vier Jahrzehnten die zentrale Sammlung der Kunst um 1900 in Österreich aufbauen konnte, das ist auch ihr Verdienst.
Auch von bedeutenden Medienmenschen musste sich Österreich heuer verabschieden: Ex-ORF-General Teddy Podgorski (19. 7. 1935– 16. 3. 2024) war Journalist, Autor, Schauspieler und Regisseur und eine schillernde Figur in der Medien- und Kulturszene. Geprägt hat er den ORF mit vielen Sendungen, die er erfunden oder ermöglicht hat. Dazu gehören „Bundesland heute“, die „Seitenblicke“ oder „Universum“. Zur „Zeit im Bild“ steuerte er den Namen bei. Auch das 3sat-Engagement geht auf ihn zurück.
Ebenfalls eine ORF-Legende war Peter Nidetzky (5. 6. 1940–11. 11. 2024). Er wurde insbesondere als Leiter des Wiener Aufnahmestudios der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ bekannt. In die Mediengeschichte eingeschrieben hat er sich auch als Co-Kommentator der 28-Stunden-ORF-Liveübertragung der ersten Mondlandung.
Moderator Hermes Phettberg (am 5. 10. 1952 als Josef Fenz geboren, gestorben am 18. 12. 2024) hat mit seiner „Nette Leit Show“ gezeigt, wie klug, witzig, geistreich und hoch persönlich Talkshows sein könnten. Er war Kolumnist und Kultfigur.
Als „Fünfer“ im „Kaisermühlenblues“ wurde Gerald Pichowetz (1. 8. 1964–17. 6. 2024) ein gern gesehener Stammgast in den heimischen Wohnzimmern. Er war langjähriger Leiter der Bühne 21 und des Gloria Theaters in Wien und sollte 2018 Intendant der Seebühne Mörbisch werden, legte dieses Amt aber noch vor dem Start wieder zurück.
Und was für eine prägende Medien- und Kultfigur Richard Lugner (11. 10. 1932–12. 8. 2024) war, das wird man spätestens beim nächsten Opernball wieder vor Augen geführt bekommen: Lugner, Stammgast in den „Seitenblicken“, in eigenen TV-Sendungen und auf allen Society-Seiten des Landes, hat dem Ball in der Staatsoper alljährlich einen Hollywoodstar und viel Aufmerksamkeit gebracht.
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