Tindersticks live im Wien Konzerthaus

Stuar A. Staples, der Frontmann der Tindersticks, war in Bestform
Mit leiser Melancholie brachten die Tindersticks das Wiener Publikum in ihren Bann

Immer wieder ist es die dunkle Stimme von Tindersticks-Frontmann Stuart A. Staples, die sofort einnimmt. Auf Platten genauso wie bei Konzerten. Auch als die Band mit dem ewig verträumten, melancholischen Sound Mittwochabend im Wiener Konzerthaus auftrat, war das der Fokus: Der Mann, sein sehnsüchtiges Timbre und die dichte Atmosphäre, die die beiden erzeugen können.

Gleich als Staples, 50 Jahre alt, aber wie ein schüchternes Kind an seinem Sakko-Zipfel zerrend, den ersten Ton des Openers "Second Chance Man" sang, war klar: Das wird ein spezielles Konzert. Klar, nicht so speziell wie in Berlin. Denn die Tindersticks haben für ihr jüngstes Album "The Waiting Room" zu jedem Song ein Video gedreht und in der deutschen Hauptstadt diese Videos,auf einer Leinwand hinter ihnen zum Live-Sound eingespielt.

Effektiv

In Wien aber war ein "normales" Konzert angesetzt. Mit Basis-Besetzung: Drums, Bass, Keyboards und Gitarre. Keine Streicher, keine Bläser und auch keine Elektronik, die auf "The Waiting Room" sporadisch aber höchst effektiv Akzente setzt. Der Gitarrist war deshalb in Wien gefordert, ahmte mit seinem Saiteninstrument und Dutzenden Geräten manche der Album-Sounds nach.

Sonst aber klangen die Tindersticks reduziert auf das Wesentliche. Viele akustische Gitarren, E-Piano, ein Glockenspiel, ein hervorragender Drummer, der mehr wie ein zurückhaltender Perkussionist agierte.

So viele leiste Stellen, so sanft und zerbrechlich. Und nie auch nur von dem kleinsten Laut aus dem Publikum unterbrochen. Es war, als hätte Staples das ausverkaufte Konzerthaus komplett in seinem Bann. Mit seiner Stimme, aber auch den Songs, die oft auf sich wiederholenden Motiven beruhen, die sich nur minimal verändern, aber so langsam und hypnotisch steigern bis sie tranceartig werden. Oder hysterisch.

Denn punktgenau, wenn die ruhige Charakter der Show Varianten nötig machte, kamen sie auch. Mit dämonischen Klang-Attacken, die an Nick Cave erinnerten, mit Songs wie "Hey Lucinda" und dem großartig interpretierten "We Are Dreamers!".

Glücklich strahlend und immer noch am Sakko-Zipfel zupfend verabschiedete sich Staples am Ende: "Danke. Wir hatten einen großartigen Abend!" Wir auch.

Kommentare