Ein armenischer Jazzpianist im Weltmeer der Melodien

Ein Großmeister der überbordenden Tonkaskaden, rhythmischen Verschiebungen und ungeraden Taktzahlen beeindruckte und begeisterte das Publikum am Montag im Wiener Konzerthaus: Es war Bühne für den armenischen Tastenvirtuosen Tigran Hamasyan und sein Trio mit Matthew Brewer (Bass) und Justin Brown (Schlagzeug).
Der 34-jährige Jazzpianist hat beim Fischen im Weltmeer der Melodien einen äußerst eigenwilligen Stil der exzessiv quirlig-kantigen Art und einen unkonventionellen Zugang zu bekanntem Jazz-Material.
Am Programm standen: Preziosen des American Songbook der 30er- und 40er-Jahre aus dem brandneuen Album „StandArt“ – sehr eigenwillig und meist expressiv bis perkussiv, jedenfalls intensiv und hochenergetisch interpretiert.
Nach dem eindringlichen Thema des Films „Laura“ als Intro ist manches von einer gewissen Sprödigkeit, die nicht unbedingt Liebe auf den ersten Ton entzündet.
Anderes klingt wie ein funkensprühendes Echo auf den unvergessenen Chick Corea. Und in „Big Foot“ von Bebop-Pionier Charlie Parker rast das Trio mit Furor durch die Harmonien, dass einem bei so viel instrumentaler Hypernervosität fast Hören und Sehen vergeht.
Auf „Softly, as in a morning sunrise“, eine Musical-Melodie von 1928, folgt Jerome David Kerns Klassiker „All the things you are“ in einer innigen, besonders leisen Zeitlupen-Version, die sich, wie der Titel vermuten lässt, mit meditativem Grundton in die Gehörgänge einschmeichelt – vielleicht der Höhepunkt des Abends.
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